Der Nordosten Australiens wird seit Tagen von Rekordniederschlägen und verheerenden Überschwemmungen heimgesucht. Weite Teile des Bundesstaates Queensland stehen unter Wasser. Schuld daran ist laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) das Klimaphänomen „La Niña“, das schon im letzten Sommer einen besonders starken Indischen Monsun und die Überschwemmungen in Pakistan verursachte.
La Niña tritt etwa alle drei bis fünf Jahre mit unterschiedlicher Intensität auf. Anders als beim bekannteren Gegenstück, dem El Niño-Phänomen, kommt es bei La Niña im Westpazifik zu einer starken Erwärmung der Meeresoberflächentemperaturen, bei gleichzeitiger Abkühlung des Wassers im Ostpazifik vor der südamerikanischen Küste.
La Niña-Situation ungewöhnlich stark ausgeprägt
In der Folge verstärken sich die Ost-Passatwinde über dem indonesischen Archipel und damit laut dem DWD auch die Intensität der Tiefdrucktätigkeit. Aufsteigende heiße Luft sorgt dann dort für besonders heftige Niederschläge, vor allem in Verbindung mit schweren Gewittern.
„Die aktuelle La Niña-Situation ist ungewöhnlich stark ausgeprägt. Sie wirkt sich voraussichtlich noch bis in den australischen Herbst aus – also mindestens bis März“, erklärt Gudrun Rosenhagen, Leiterin des Maritimen Monitoring Centers des DWD.
Ein Vielfaches der üblichen Regenmenge
In der Stadt Rockhampton, seit Tagen vom Hochwasser umschlossen, fiel seit Dezember mit etwa 520 Litern pro Quadratmeter (l/m2) viermal so viel Regen wie sonst üblich. 160 Kilometer weiter südöstlich, an der Station Makowata, wurden sogar erstaunliche 820 l/m2 gemessen. Das ist nach Angaben des DWD mehr als die mittlere Jahressumme in weiten Teilen Deutschlands. Auch in Brisbane, der Hauptstadt Queenslands, fielen bereits 475 l/m2.
Begonnen hatten die heftigen Niederschläge im November. „Tasha“, der erste tropische Zyklon der Saison, traf am zweiten Weihnachtstag auf die Ostküste Queenslands und verschärfte den Meteorologen zufolge die Situation mit Regenmengen von bis zu 250 l/m2 in 24 Stunden. Die Niederschläge sind laut dem DWD gebietsweise die heftigsten seit Beginn der Messungen vor 110 Jahren. Ein derart ausgeprägtes La Niña-Ereignis hatte es zuletzt im Jahr 1998 gegeben.
Rekordniederschläge im Jahr 1974
Die bisher stärkste La Niña-Phase dauerte von 1973 bis 1976, so die Meteorologen weiter. Fast 34 Monate Dauerregen wurden damals nur von wenigen Monaten Trockenheit unterbrochen. 1974 entwickelte sich dadurch sogar zum nassesten jemals registrierten Jahr in Australien. Im Januar 1974 waren weite Teile der auch jetzt betroffenen Regionen überflutet, Krankheiten breiteten sich aus.
Queensland: Keine Entwarnung in Sicht
Aktuell bleibt die Lage in Queensland laut dem DWD auch in den nächsten Tagen sehr angespannt. Denn die Meteorologen vor Ort sagen neue Unwetter mit langanhaltenden heftigen Regengüssen voraus.
(Deutscher Wetterdienst, 07.01.2011 – DLO)