So trocken war es Jahrhunderte nicht mehr: Die seit Jahren im östlichen Mittelmeer grassierende Dürreperiode ist die schlimmste seit mindestens 900 Jahren. Das haben Forscher anhand von Baumring-Vergleichen festgestellt. Zwar gibt es in dieser Region große natürliche Schwankungen, aber die jüngsten Klimaveränderungen gehen über das übliche Maß hinaus, wie die Wissenschaftler berichten. Sie sehen darin ein klares Signal des anthropogenen Klimawandels.
Dürreperioden und starke Klimaschwankungen sind in der Mittelmeerregion nichts Ungewöhnliches. Schon in der Bronzezeit trug ein Klimawechsel zum Niedergang mehrerer Hochkulturen bei. Und auch später gab es immer wieder Dürreperioden, gefolgt von regenreicheren Zeiten. Ursache dafür ist der Einfluss von zwei Zirkulationsmustern der Atmosphäre, der Nordatlantik-Oszillation (NAO) und der Ostatlantik-Oszillation (EA).
Baumringe als Klimazeugen
In den letzten Jahren haben der Nahe Osten und auch Teile Syriens und der Türkei erneut eine schwere Dürre erlebt. Die durch Missernten ausgelöste Landflucht trug wahrscheinlich zu den Unruhen in der Region und auch zum syrischen Bürgerkrieg bei, wie kürzlich US-Forscher ermittelt haben. Inwieweit diese schon seit 1998 anhaltende Trockenperiode schon ein Signal des Klimawandels ist, haben nun Ben Cook vom Goddard Space Science Center der NASA und seine Kollegen näher untersucht.
Für ihre Studie analysierten und verglichen sie die Jahresringe von Holz und von Bäumen, die in den letzten 900 Jahren im östlichen Mittelmeerraum, aber auch in Spanien, Südfrankreich und Italien gewachsen waren. Aus der Dicke der Baumringe rekonstruierten die Forscher die Klimaentwicklung seit dem Jahr 1100.
„Trockenste Periode der gesamten Aufzeichnungen“
Das Ergebnis: Auch wenn es schon häufiger starke Klimaschwankungen und ausgedehnte Trockenperioden gab, sticht das jüngste Ereignis deutlich heraus: „Die 15-jährige Dürre von 1998 bis 2012 in der Levante ist die trockenste der gesamten Aufzeichnungen“, so Cook und seine Kollegen. Es war in dieser Zeit noch einmal zehn bis 20 Prozent trockener als während der schlimmsten Dürreperiode in der Vergangenheit.
Die Auswertungen ergaben zudem, dass in den Phasen mit weniger Niederschlägen fast der gesamte Mittelmeerraum betroffen war. „Sowohl für die moderne Gesellschaft als auch für vergangene Zivilisationen bedeutet dies, dass alle Regionen gleichzeitig litten“, erklärt Koautor Kevin Anchukaitis von der University of Arizona in Tucson. „Damit hat man das Potenzial für großräumige Störungen der Nahrungsversorgung und für Konflikte um die knappen Wasserressourcen.“
Klares Signal des Klimawandels
Nach Ansicht der Forscher ist die jüngste Dürre in der Levante ein klares Signal, dass sich der menschengemachte Klimawandel hier bereits bemerkbar macht: „Die Studie zeigt, dass das Verhalten während dieser jüngsten Trockenperiode anders ist als das, was wir im Rest der Klimaaufzeichnungen sehen“, so Cook. „Das bestätigt, dass dieses Ereignis von den natürlichen Schwankungen der letzten Jahrhunderte abweicht.“
Wie die Wissenschaftler erklären, ist es wichtig zu verstehen, wie das Klima verschiedener Regionen auf die menschengemachten Veränderungen der Atmosphäre reagiert. Nur wenn man den „Fingerabdruck“ des Klimawandels kenne, lasse sich auch vorhersagen, wie die künftigen Folgen aussehen könnten. „Das Ausmaß und die Bedeutung des anthropogenen Klimawandels erfordern es, dass wir die volle Bandbreite der Variabilität des Klimas kennen“, so Cook. (Journal of Geophysical Research – Atmospheres, 2016; doi: 10.1002/2015JD023929)
(NASA/ Goddard Space Flight Center, 02.03.2016 – NPO)