Der Luftdruck bestimmt nicht nur das Wetter, er wirkt auch auf die Erde: Geologen haben herausgefunden, dass Schwankungen im atmosphärischen Druck die Bewegung eines Erdrutsches beeinflussen – und dies stärker als bisher angenommen. Wie sie in „Nature Geoscience“ berichten, könnte diese Einwirkung auch für andere geologische Phänomene gelten.
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Der Erdrutsch in der Nähe des Slumgullion Pass in Colorado ist ein geologisches Phänomen: Schon seit 700 Jahren existiert er und ist seitdem ständig in Bewegung. Ausgelöst wurde er ursprünglich durch das Abrutschen von vulkanischen Gestein an der Südflanke des Mesa Seco, vor 300 Jahren kam ein zweiter Abrutsch hinzu. Heute bewegt er sich noch immer mit durchschnittlich sechs Metern pro Jahr talwärts – mal schneller mal langsamer. Was aber bestimmt seine Bewegungsgeschwindigkeit?
Genau das wollten William Schulz und seine Kollegen vom U.S. Geological Survey in Denver, Colorado, wissen. In ihrer Studie maßen sie dafür über neun Monate hinweg die stündlichen Veränderungen in der Rutschungsgeschwindigkeit des Erdrutsches. Gleichzeitig ermittelten sie im gleichen Takt die lokalen Luftdruckverhältnisse.
Korrelation zwischen Luftdruck und Rutschung
Der Vergleich beider Messreihen ergab eine signifikante Korrelation: Immer, wenn der Luftdruck besonders niedrig war, stieg die Rutschungsgeschwindigkeit an. Die Forscher erklären dies dadurch, dass die Aufwärtsbewegung der Luft während Perioden niedrigen Drucks Luft- und Wassermoleküle in der Erde mit nach oben zieht. Dadurch verringert sich die Reibung der Bodenschicht mit dem Untergrund, die normalerweise als bremsende Kraft wirkt.
Nach Ansicht der Wissenschaftler könnte der atmosphärische Druck auch bei anderen geologischen Phänomenen eine größere Rolle spielen als bisher angenommen. Immer dann, so die Forscher, wenn Oberflächen in Bewegung sind oder geraten, beispielweise auch bei Erdbeben, Vulkanausbrüchen oder Gletscherwanderungen, könnte der Luftdruck mit im Spiel sein.
(Nature, 02.11.2009 – NPO)