Unerwarteter Überschuss: In Proben von Mondgestein haben Wissenschaftler überraschend hohe Gehalte von Edelgasen entdeckt. Diese in Lavaeinschlüssen konservierten Gase weichen in ihrer Isotopen-Signatur deutlich von denen der Mondoberfläche oder von Meteoriten ab. Das legt nahe, dass sie weder durch Sonnenwind noch durch Einschläge auf den Mond gelangt sind, sondern von der Erde stammen könnten. Aber wie? Gängiger Theorie zufolge blieben nach der mondbildenden Kollision nur wenige flüchtige Elemente erhalten.
Der Mond entstand bei einer planetaren Katastrophe: Vor rund 4,5 Milliarden kollidierte ein marsgroßer Protoplanet mit der jungen Erde und erzeugte eine gewaltige Trümmerwolke. Aus ihr entwichen große Mengen an flüchtigen Elementen ins All, bevor sich aus ihnen der Mond bildete. Dieser müsste deshalb einerseits wenig Wasserstoff und andere flüchtige Gase aufweisen, andererseits chemische und isotopische Spuren des Protoplaneten in sich tragen – denn dessen Trümmer waren an seiner Entstehung beteiligt.

Doch beides scheint nicht der Fall zu sein: Analysen von Mondgesteinsproben legen stattdessen nahe, dass sich Erde und Mond ähnlicher sind als es das gängige Kollisions-Szenario zulässt. Vor allem einige Metalle und das im lunaren Gestein gebundene Wasser weisen fast identische Isotopensignaturen auf. Um dies zu erklären, postulieren einige Forscher eine fast komplette Verdampfung auch der Erde, andere vermuten, dass der Protoplanet der Erde ungewöhnlich ähnlich war.
Mondmeteoriten auf dem Prüfstand
Jetzt kommt zu diesem Rätsel ein weiteres Puzzleteil hinzu. Für ihre Studie haben Patrizia Will und ihre Kollegen von der ETH Zürich Proben von sechs Meteoriten lunaren Ursprungs untersucht, die von einer NASA-Expedition in der Antarktis entdeckt wurden. Erste Untersuchungen legten bereits nahe, dass dieses Mondgestein vorwiegend aus lunarem Basalt besteht, wie er in den Mond-Maaren vorkommt. Zusätzlich enthalten die Bröckchen Beimischungen, die für das mit Seltenerdmetallen angereicherte KREEP-Terrain des Mondes typisch sind.