Mammuts gelten als die Vertreter der eiszeitlichen Fauna schlechthin. Doch Beweise dafür, dass die zotteligen Riesen tatsächlich niedrigsten Temperaturen standhalten konnten, gab es bisher kaum. Jetzt haben russische Wissenschaftler erstmals nachgewiesen, dass die Mammut sehr wohl Frost-resistent waren, denn sie besaßen eine wichtige Voraussetzung dafür – Talgdrüsen.
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Forscher des staatlichen VECTOR Forschungszentrums für Virologie und Biotechnologie und des Zoologischen Instituts der russischen Akademie der Wissenschaften haben in der Haut von wolligen Mammuts Talgdrüsen entdeckt – etwas, nach dem die wissenschaftliche Gemeinde seit über hundert Jahren vergeblich auf der Suche war. Da Talgdrüsen ein wichtiges Instrument der Kälteanpassung sind, liefert die Entdeckung der Forscher gleichzeitig ein überzeugendes Argument in der Debatte, ob die Tiere nun im Frost leben konnten oder nicht.
Ungelöstes Rätsel
Die zweifelnden Forscher führen an, dass sie zwar die Tierwelt rekonstruieren können, aber meist nicht die genauen Verhältnisse, unter denen sie lebten. Einige Daten weisen darauf hin, dass das eiszeitliche Klima doch erheblich wärmer gewesen ein könnte, als angenommen und dass die Mammuts daher wahrscheinlich keine langen eiskalten Winter durchzustehen hatten.
Doch nicht nur das Klima der Eiszeit gibt den Wissenschaftlern Rätsel auf, sondern auch die Konstitution der Mammuts. Denn viele physiologische Eigenheiten dieser stoßzahnbewehrten Fellberge sind schwer zu rekonstruieren. So wusste man zwar relativ bald, dass ein dichtes Fell vorhanden war, doch die Drüsen der Haut, darunter auch die Talgdrüsen, konnten man bisher nicht nachweisen. Da der Elefant, der nächste Verwandte des Mammuts, keine Talgdrüsen besitzt, stellte sich die Frage, ob sein eiszeitlicher Vorfahr hier abwich oder aber auch keine besaß.
Und es gibt sie doch…
Normalerweise werden Talgdrüsen im Permafrost gut erhalten, sie wurden beispielsweise in der Haut eines fossilen Bisons ohne Schwierigkeiten entdeckt. Warum also nicht beim Mammut? Ein Grund sind die bisher nur verhältnismäßig wenigen, genügend gut erhaltenen Mammutrelikte. Zwar inspizierten die Wissenschaftler jeden neuen Fund seit 1892 auf Drüsen hin, wurden aber bisher nie fündig. Im Jahr 2002 machten sich daher Wissenschaftler aus Novosibirsk und St. Petersburg auf nach Yakutien, wo sie nahe des Muksunuoka Flusses einen Teil eines Vorderbeins und den Fuß des Hinterbeins eines Mammuts aus dem gefrorenen Boden bargen.
Ein Stück Haut von etwa sechs Zentimetern Dicke wurde für die gezielte Suche nach den Talgdrüsen konserviert. Und tatsächlich: In der tiefen Schicht der Dermis, die aus starken Kollagenfaserbündeln bestand, fanden sich neben Haarfollikeln, den Haarwurzeln und kleinen Blutgefäßen auch die lange gesuchten Talgdrüsen. Damit ist nun endgültig klar, dass die pelzigen Verwandten der Elefanten tatsächlich über diesen wichtigen Kälteschutz verfügten und daher auch in der kalten, windigen Eissteppe überleben konnten.
(Informnauka (Informscience) Agency, 13.12.2004 – NPO)