Das Forschungsflugzeug Polar 2 des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven kehrte vor wenigen Tagen von der jährlichen Expedition aus der Antarktis nach Deutschland zurück. Schwerpunkte der knapp siebenwöchigen Kampagne waren Messungen von Eisdicken und Bodenstruktur in einem bisher nicht untersuchten Gebiet der Antarktis sowie die Ermittlung der ehemaligen Lage Indiens am antarktischen Kontinent. Zudem könnte möglicherweise das Rätsel um einen möglichen Meteoriteneinschlag vom Mars gelüftet werden.
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Zwei deutsch-japanische Gemeinschaftsprojekte standen im Mittelpunkt der Forschungskampagne, während derer die zweimotorige „Polar 2“ vom 21. Dezember 2005 bis 6. Februar 2006 mehr als 150 Flugstunden absolvierte. So kartierten die Wissenschaftler im Rahmen des ANTSYO Projekts (Antarctic Flight Missions at Syowa Region) rund 25.000 Profilkilometer im östlichen Dronning Maud Land und unternahmen insgesamt 24 Messflüge für das WEGAS Projekt (West East Gondwana Amalgamation and its Separation).
Eisdickenmessung und Plattentektonik
Für ANTSYO ermittelten die Wissenschaftler erstmalig mit Hilfe eines Radio-Echo Systems an Bord von Polar 2 die Eisdicken und Bodenprofile im östlichen Dronning Maud Land. Diese Daten bilden eine wichtige Grundlage für die Bestimmung von Abschmelzungs- oder Zuwachsprozessen des antarktischen Eises als Folge globaler Klimaänderung. Sie dienen weiterhin als Basis für kontinuierliche Eisdickenmessung, die in Zukunft durch Satelliten wie CryoSat durchgeführt wird.
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Im WEGAS Projekt erforschte Polar 2 die unter dem Eisschild verborgenen Kontinentalränder Antarktikas. Gesucht wird der Bereich, in dem bis vor rund 130 Millionen Jahren der indische Subkontinent inklusive der heute vor Afrika liegenden Insel Madagaskar mit der Antarktis verbunden war. Die Forscher erwarten von den Ergebnissen ein besseres Verständnis plattentektonischer Verschiebungen in der Vergangenheit und darauf aufbauend Erkenntnisse über die historische vulkanische Aktivität in der Antarktis, die parallel mit dem Aufbruch von Kontinenten auftritt. „Ein massiver Vulkanismus bei der Abtrennung Indiens von der Antarktis könnte einen erheblichen Einfluss auf die Umweltbedingungen in der Kreidezeit gehabt haben“, erklärt Wilfried Jokat vom Alfred-Wegener-Institut.
Marsmeteorit in der Antarktis?
Von den erhoben Daten erhoffen sich die Forscher auch die Klärung einer weiteren Frage. Im Bereich der japanischen Syowa Station wurden Gesteinsbrocken gefunden, die nach Ansicht der japanischen Forscher vielleicht marsianischen Ursprungs sind. Aufgrund der Häufung der Funde vermuten die japanischen Kollegen, dass in der Region vor Millionen von Jahren ein größerer Meteorit eingeschlagen sein könnte. Dieser müsste einen entsprechend großen Krater erzeugt haben, der mit den Flugzeugmessungen unter dem Eisschild aufgespürt werden kann. Die detaillierte Auswertung der Messdaten erfolgt nun nach Rückkehr von Polar 2.
(Alfred-Wegener-Institut, 28.02.2006 – AHE)