Martin Claußen ist neuer Vorsitzender der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft (DMG) und PIK – Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung.
Seit etwa zehn Jahren stellt Martin Claußen die paläoklimatologische Modellierung in den Mittelpunkt seiner Forschungsinteressen. Ausgelöst wurde dies durch die Überlegung, ob sich Klimamodelle und Vegetationsmodelle nicht miteinander koppeln lassen, so dass die geografische Verteilung der Vegetationszonen und deren Dynamik realistisch beschrieben werden kann. Was heute ein gängiger wissenschaftlicher Ansatz ist, war damals ein Novum und Martin Claußen hat diese Entwicklung entscheidend mit geprägt. Das Studium der Vegetationsdynamik führte ihn wegen der langen zu betrachtenden Zeitskalen in die Paläoklimatologie. Doch die Paläoklimatologie ist nicht nur von akademischem Interesse. Denn nur ein umfassendes Verständnis der Klima- und Vegetationsgeschichte ermöglicht das Verständnis der Klimadynamik und ist damit eine entscheidende Voraussetzung für das Studium möglicher künftiger Klimaentwicklungen.
Daher engagiert sich Martin Claußen in seiner neuen Funktion als Vorsitzenden der DMG besonders auch für die stärkere Zusammenführung der Klimasystem-modellierung und Paläoklimamodellierung, die er auch forschungspolitisch für außerordentlich wichtig hält. Wie fruchtbar die Zusammenarbeit sein kann, zeigt das Deutsche Klimaforschungsprogramm (DEKLIM)) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, das Martin Claußen als Mitglied des Sachverständigenkreises Globale Umweltaspekte im BMBF mitgestaltet hat.
In einem DEKLIM Projekt werden zum Beispiel geochemische Proxies der Sonnenstrahlung für die Klimamodellierung parameterisiert. Die Geowissenschaftler möchten nämlich prüfen, ob Unterschiede in der Sonnenaktivität Ursache für die kurz- und mittelfristige Klimavariabilität während der letzten 12.000 Jahre sein könnte. In eher zufälligen Abständen von einigen Jahrhunderten kam es immer wieder zu Phasen "ruhiger" Sonne, die einhergehen mit einer großräumigen Abkühlung, wie dies auch Analysen von Eiskernen und marinen Sedimenten belegen. Für diese Phasen werden in dem DEKLIM-Projekt auch Baumringe und Auenwaldchronologien untersucht, da kühlere Phasen auch einen Einfluss auf den Pflanzenwuchs oder den Wasserhaushalt von Flüssen haben. Mit Hilfe von Klimamodellen können die Mechanismen, die hinter den empirischen, statistischen Befunden vermutet werden, in physikalisch konsistenter Weise nachgezeichnet und somit die Hypothesen auf eine solide physikalische Grundlage gestellt werden.
In dem Bestreben die unterschiedlichen Richtungen in der Klimaforschung weiter zusammenzuführen veranstalten das PIK gemeinsam mit dem GeoForschungszentrum Potsdam und der Potsdamer Forschungsstelle des Alfred-Wegener-Instituts auf dem Telegrafenberg in Potsdam die nächste Deutsche Klimatagung (6.DKT) im September 2003.
Martin Claußen studierte Meteorologie an der Universität Hamburg mit den Nebenfächern Ozeanographie und Hydrodynamik. Nach einer Zwischenstation am renommierten Massachusetts Institute of Technology in Cambridge/USA, promovierte er 1984 mit einer Dissertation am Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg. 1991 folgte die Habilitation an der Universität Hamburg. Dort blieb er zunächst am Max-Planck-Institut für Meteorologie und folgte 1996 einem gemeinsamen Ruf der FU Berlin und des PIK. Seit 2002 lehrt Martin Claußen Klimaphysik an der Universität Potsdam.
(GeoUnion, 10.03.2003 – Dr. Nicole Schmidt / GFZ Potsdam)