Ein Massenaussterben vor 360 Millionen Jahren schuf vermutlich erst die Voraussetzungen dafür, dass die modernen Fische und ersten Landwirbeltiere ihren Siegeszug antreten konnten. Eine in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS)“ erschienene neue Auswertung von Wirbeltierfossilien wirft ein neues Licht auf die Ereignisse im mittleren und späten Devon und identifiziert ein zuvor unbekanntes Aussterbeereignis.
Das Devon, die erdgeschichtliche Periode, die vor 416 Millionen begann und vor 359 Millionen endete, gilt als das Zeitalter der Fische. Gepanzerte Placodermen, fischähnliche, kiefertragende Süßwasserbewohner und Quastenflosser dominierten die Gewässer, Haie und die moderneren Strahlenflosser waren dagegen noch in der absoluten Minderheit. Ichthyostega und andere Vorformen der späteren Landwirbeltiere begannen gerade mit ersten vorsichtigen Anpassungen an ein Leben außerhalb des Wassers. Doch vor 360 Millionen Jahren, am Übergang vom Devon zum Karbon, änderte sich plötzlich alles: Die Placodermen verschwanden völlig, die Quastenflosser wurden von moderneren Wirbeltierformen verdrängt.
Organismen-Besetzung dramatisch geändert
„Alles wurde getroffen, das Aussterben war global”, erklärt Lauren Sallan von der Universität von Chicago. „Es setzte die Wirbeltierdiversität in jedem Lebensraum, sowohl im Meer als auch im Süßwasser zurück und schuf eine vollkommen andere Welt.“ Ihre Kollege Michael Coates ergänzt: „Es ist als wenn die Rollen bleiben, aber die Spieler wechseln: die gesamte Besetzung ist dramatisch verändert. Etwas geschah, das fast alles auslöschte und es den paar Überlebenden ermöglichte sich auf spektakuläre Weise neu auszubreiten.“
Fischsterben 15 Millionen Jahre später
Dass es Aussterbeereignisse im späten Devon gegeben hat, ist nichts Neues, wohl aber die Datierung ihres Höhepunkts. Denn bisher galt vor allem das so genannte Kellwasser-Ereignis vor rund 375 Millionen Jahren als einer der „Big Five“, der fünf großen Massenaussterben der Erdgeschichte. Doch eine neue Analyse der aus dieser Ära gefundenen Wirbeltierfossilien durch Forscher der Universität von Chicago unter Leitung von Sallan hat nun einen weiteren Höhepunkt des devonischen Aussterbens 15 Millionen Jahre nach dieser Zeit enthüllt.