Archäologie

Massengrab der Wikinger identifiziert

Grabhügel mit fast 300 Toten des "Großen Heidnischen Heeres"

Knochen und Schädel von Wikingern aus dem Massengrab im englischen Repton. © Mark Horton

Tote Krieger: In England haben Archäologen ein Massengrab der Wikinger identifiziert. Neuen Datierungen nach stammen die Knochen der fast 300 Toten aus dem neunten Jahrhundert – und damit aus der Zeit, in der die Große Wikingerarmee in dieser Region lagerte. Zusammen mit zwei weiteren Gräbern und Grabbeigaben geben diese Funde neue Einblicke in die Zeit der frühen Wikingerbesatzung Englands, so die Forscher im Fachmagazin „Antiquity“.

Im späten neunten Jahrhundert eroberte eine aus Dänemark kommende Wikingerarmee weite Teile Englands. Aus historischen Aufzeichnungen geht hervor, dass Teile dieses „Großen Heidnischen Heeres“ im Winter 873 nahe des Ortes Repton in der Grafschaft Derbyshire den König der angelsächsischen Mercier besiegte und anschließend dort überwinterte.

Fast 300 Tote Wikinger

Jetzt zeigt sich, dass die Wikinger in Repton auch ein Massengrab ihrer gefallenen Krieger hinterließen. Bereits in den 1970er und 1980er Jahren hatten Archäologen in dieser Gegend mehrere Wikingergräber sowie ein Hügelgrab mit knapp 300 Toten entdeckt. Doch aus damaligen Datierungen schloss man, dass diese Knochen nach und nach dort deponiert worden waren, denn die Knochen schienen alle unterschiedlich alt.

Das aber war ein Irrtum, wie nun Cat Jarman von der University of Bristol und ihre Kollegen herausfanden. Ihren neuen Datierungen zufolge stammen alle Toten aus der Zeit zwischen 872 und 875 – und damit genau aus der Zeit, in der die große Wikingerarmee in dieser Region lagerte. „Die neuen Radiokarbondaten beweisen zwar nicht, dass diese Toten der Wikingerarmee angehörten, es ist aber sehr wahrscheinlich“, sagt Jarman.

Auch einige Frauen waren unter den toten Wikingern, hier ein Frauenschädel aus dem Massengrab. © Cat Jarman

Waffen und viele verletzte Tote

Untersuchungen des Grabhügels ergaben, dass dort die Gebeine von mindestens 264 Menschen begraben wurden. 80 Prozent der Toten waren Männer im Alter zwischen 18 und 45 Jahren, viele zeigten Anzeichen für schwere Verletzungen. Unter den Toten waren auch Frauen – möglicherweise ist dies ein weiterer Hinweis darauf, dass es bei den Wikingern auch Kriegerinnen gab.

„Die Datierung dieser Knochen im Massengrab von Repton ist wichtig, denn bisher wissen wir nur wenig über die ersten Wikingerkrieger in England“, erklärt Jarman. „Mit ihnen und ihren Nachfolgern begann die Geschichte der skandinavischen Siedlungen in England.“ Neben den Knochen fanden die Archäologen Wikingerwaffen im Grab, darunter eine Axt und mehrere Messer, sowie einige silberne Münzen.

Tote Kinder und ein Doppelgrab

Am Eingang des Massengrabs haben die Forscher ein weiteres, durch große Steine markiertes Grab von vier Jugendlichen entdeckt. Die bei ihrem Tod zwischen acht und 18 Jahre alten Jungen wurden gemeinsam bestattet, möglicherweise im Rahmen eines rituellen Begräbnisses, wie die Archäologen erklären. Aus Aufzeichnungen sei bekannt, dass die Wikinger hochrangige Tote manchmal auch durch Opferungen ehrten.

Unmittelbar neben dem Massengrab liegt eine weitere gesonderte Grabstelle, in der zwei Wikinger mitsamt Grabbeigaben bestattet waren. Bei dem älteren der beiden Toten lagen ein Wikingerschwert sowie ein Pendant zu Thors Hammer und weitere Utensilien, wie die Archäologen berichten. Dem Toten, der offenbar schwere Verletzungen erlitten hatte, wurde zudem ein Wildschwein-Eckzahn zwischen die Beine gelegt – möglicherweise als Ersatz für seine im Kampf verletzten Geschlechtsteile. (Antiquity, 2018; doi: 10.15184/aqy.2017.196)

(University of Bristol, 05.02.2018 – NPO)

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