Glaubt man dem neuen Blockbuster „2012“ von Regisseur Roland Emmerich, der am 12. November in die Kinos kommt, so wird unsere Zivilisation Weihnachten 2012 nicht mehr erleben. Denn angeblich sagt der Maya-Kalender für diesen Tag Schlimmes voraus. Abgesehen von der Strittigkeit dieser Prophezeiung hat nun ein Archäoastronom auch das Datum des angeblichen Ereignisses widerlegt: 2220, nicht 2012 wäre die richtige Entsprechung unseres Kalenders mit dem der Maya.
In zahlreichen Internetforen, Büchern und TV-Dokumentationen orakeln Pessimisten einer neuen Weltkatastrophe entgegen. Auslöser sind Kalenderberechnungen der Maya – eine Hochkultur, die selbst längst untergegangen ist. Mit ihr beschäftigt sich auch Andreas Fuls, Wissenschaftler des Instituts für Geodäsie und Geoinformationswissenschaft der TU Berlin. Sein verblüffendes Ergebnis: Die Maya-Kultur und ihre einzelnen Phasen datiert der Archäoastronom völlig anders als die bisherige Maya-Forschung. Nach seinen Berechnungen spielte sich die Geschichte der mittelamerikanischen Hochkultur 208 Jahre später ab als bislang angenommen. Das hat auch Folgen für die Interpretationen der Maya-Prophezeiungen und ihre Datierung. So würde der angenommene Weltuntergang nicht für den 21.12.2012 gelten, sondern für das Jahr 2220 – wenn denn überhaupt.
Lücken in der klassischen Kalenderinterpretation
Bisher galt unter Maya-Historikern eine vor Jahrzehnten entwickelte Standardchronologie als unumstößlich: Demnach lag etwa die „Klassik“, in der die Kultur ihre Blütezeit erreichte, ungefähr im dritten bis neunten Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Ab 900 n. Chr., so glaubte man, gaben die Maya immer mehr Städte auf, die Bevölkerungszahlen sanken, schließlich kollabierte die Gesellschaft. Diese Datierung stützte sich vor allem auf Dokumente der Kolonialherrschaft aus dem 16. und 17. Jahrhundert, anhand derer Ereignisse der Maya-Geschichte datiert wurden.
Seit Jahren versucht Fuls Einzelereignisse der Kultur in diese Chronologie einzupassen – mit bislang ungenutzten Methoden: Kalender und Monumente, die heute noch erhalten sind, geben nicht nur Auskunft über Daten der Maya-Geschichte, beispielsweise Herrscherwechsel, religiöse Feste oder Kriege. Sie enthalten auch Angaben zum Sonnenstand, zum Mondalter, zu Finsternissen sowie zur Sichtbarkeit der Venus. „Doch bei den Stichproben ergaben sich immer wieder Lücken“, sagt Fuls. Damit war die Forschungsfrage für seine Dissertation geboren: Auf welche Daten unseres Kalenders passen die Angaben der Maya?