Atempause, aber keine Entwarnung: Das arktische Meereis ist in diesem Jahr etwas weniger geschrumpft als in den Jahren zuvor – das Meereisminimum liegt bei 4,81 Millionen Quadratkilometer, berichten Eisforscher. Dies sei aber kein Grund zur Entwarnung, betonen sie. Denn im Ostteil der Arktis war der Eisschwund so groß wie seit 1973 nicht mehr und setzte früher ein denn je. Ausgeglichen wurde dies aber durch kühleres Sommerwetter in der westlichen und zentralen Arktis.
Das arktische Meereis ist ein Indikator des globalen Klimawandels: Weil sich die Arktis überproportional stark erwärmt, schrumpft die nach der Sommerschmelze verbleibende Eisfläche schon seit Jahrzehnten. Gleichzeitig schwindet der Eisnachschub und selbst das dicke mehrjährige Meereis taut zunehmend ab. Im Jahr 2020 erreichte das jährlich Mitte September erreichte Meereisminimum den zweitniedrigsten Wert seit Beginn der Satellitenmessungen und selbst am Nordpol gab es offene Wasserflächen.

Mehr Eis als in den Vorjahren
Inzwischen ist das Meereisminimum für 2021 erreicht und Eisforscher ziehen eine erste Bilanz. Demnach ist die arktische Eisfläche in diesem Jahr etwas weniger drastisch getaut als in den Vorjahren. Am 12. September 2021 lag die arktische Meereisdecke bei rund 4,81 Millionen Quadratkilometer – gut eine Million Quadratkilometer mehr als im letzten Jahr um diese Zeit. Damit reiht sich das arktische Meereisminimum 2021 auf Platz 12 der Negativliste ein.
Allerdings: „Von einer Erholung des arktischen Meereises kann trotz dieses vergleichsweise moderaten Eisrückgangs keine Rede sein“, betont Christian Haas vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung. „Zum einen liegt auch das aktuelle Meereisminimum weit unter den Werten, wie wir sie noch aus den 1990er und 2000er Jahren kennen. Das heißt, es bestätigt den starken Abnahmetrend der Eisausdehnung von etwa 12,7 Prozent pro Dekade.“