Das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) und das Institut Français de Recherche pour l’Exploitation de la MER (Ifremer) haben ihre vertraglich geregelte Zusammenarbeit um weitere fünf Jahre verlängert. Ziel ist es, die Tiefseeforschung mit der Einrichtung eines virtuellen Instituts zu verbessern sowie neue Technologien in der Meerestechnik voranzutreiben. In einem ersten Schritt soll schon bald mit „Victoria 4000“ ein Tauchgerät der neuen Generation entstehen.
Wichtiger Motor der bereits seit einigen Jahren erfolgreichen Kooperation ist die Überzeugung, dass Großgeräte der marinen Grundlagenforschung gemeinsam effizienter genutzt werden müssen. So eröffnete beispielsweise der Einsatz des ferngelenkten Unterwasserfahrzeugs „Victor 6000“ des Ifremer auf dem Forschungseisbrecher Polarstern, Flaggschiff des Alfred-Wegener-Instituts, auch für Wissenschaftler anderer europäischer Staaten neue Forschungsmöglichkeiten. Denn sowohl AWI als auch Ifremer stellten ihre Infrastruktur während mehrerer großer Expeditionen in den Dienst europäischer Kooperationen.
Mit der vertraglich geregelten finanziellen Beteiligung des Alfred-Wegener-Instituts an der Entwicklung einer neuen Geräte- und Sensorbaugruppe für den „Victor 6000“ wurde die Zusammenarbeit weiter gefestigt. Inzwischen werden die Unterwasserfahrzeuge und -geräte des jeweils anderen Partners auf den eigenen Forschungsschiffen eingesetzt. So kamen im Jahr 2005 beispielsweise ein autonomer Tauchroboter des Ifremer auf FS „Heincke“ zum Einsatz und ein vergleichbares Fahrzeug des Alfred-Wegener-Instituts in der Barentssee auf der französischen “Atalante“.
„Victoria 4000“ auf neustem Technikstand
Ein nächster Schritt besteht nun im Bau eines Schwestersystems zu „Victor 6000“. In „Victoria 4000“ soll nicht nur der neueste Stand der Technik einfließen, sondern auch das Gesamtgewicht des Tauchgeräts wird wesentlich geringer ausfallen. Alle bereits existierenden und künftig angedachten Instrumente sollen jedoch zwischen beiden Systemen austauschbar sein. Das Gleiche gilt für die bereits entwickelte Software, mit der die enormen Datenmengen, die beim Unterwassereinsatz anfallen, bearbeitet und ausgewertet werden können. Im weltweiten Vergleich entsteht so ein System der nächsten Generation.
Das Gerät wird in Bremerhaven beheimatet sein, im Sinne der Kooperation allerdings auch auf französischen Schiffen für Forschungsvorhaben des Ifremer und anderer französischer Institute zur Verfügung stehen. Der Finanzbedarf für die Fertigstellung von „Victoria 4000“ wird mit mindestens fünf Millionen Euro veranschlagt. Bei einer Auslastung von circa acht Monaten pro Jahr auf See – je zur Hälfte von AWI und Ifremer – und einer Betriebsmannschaft in der Größenordnung von sieben Ingenieuren fallen jährliche Personalmittel in Höhe von ca. 300.000 Euro an.
Darüber hinaus wollen die beiden Großinstitute mit dem „Virtual Institute of Underwater Systems and Technologies“ ein virtuelles Instituts gründen. Dessen Aufgaben sind vor allem die Optimierung und Entwicklung von Unterwassergeräten, die Ausbildung von Studenten aus ingenieur- und naturwissenschaftlichen Studiengängen, sowie die Kooperation mit der maritimen Industrie.
(Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI), 04.07.2006 – AHE)