Paläontologie

Meeressaurier: Tintenfisch als letzte Mahlzeit

Erstes Fossil eines neugeborenen Ichthyosaurus hat überraschenden Mageninhalt

Letzte Mahlzeit Tintenfisch: So könnte der neugeborene Ichthyosaurus zu Lebzeiten ausgesehen haben. © Julian Kiely

Tod mit vollem Magen: Paläontologen haben das erste Fossil eines neugeborenen Ichthyosaurus entdeckt – mitsamt den Relikten seiner letzten Mahlzeit. Denn im Bauchraum des 200 Millionen Jahre alten Meeressauriers sind noch Reste eines urzeitlichen Tintenfischs enthalten. Das Überraschende daran: Bisher nahm man an, dass die Jungtiere dieser Saurier ausschließlich Fische fraßen. Jetzt zeigt sich, dass die Beute-Vorlieben je nach Art offenbar verschieden waren.

Die Ozeane der Kreidezeit waren das Reich der Ichthyosaurier. Die wendigen, warmblütigen Meeressaurier jagten Fische und andere Wirbeltiere, schreckten aber auch vor Attacken auf ihre Artgenossen nicht zurück. Fossilfunde von trächtigen Ichthyosaurier-Weibchen belegen zudem, dass diese Meeressaurier bereits lebendgebärend waren.

Erster neugeborener Ichthyosaurus

Wie die neugeborenen Ichthyosaurier aussahen und was sie fraßen, zeigt nun ein außergewöhnlicher Fossilfund, den Dean Lomax von der University of Manchester und seine Kollegen gemacht haben. Skurrilerweise fanden sie das Meeressaurier-Fossil nicht in einer Gesteinsformation, sondern in der Sammlung des Lapworth Museums für Geologie in Birmingham.

Nähere Untersuchungen enthüllten, dass es sich bei dem rund 70 Zentimeter langen Skelett um die Überreste eines neugeborenen Ichthyosaurus communis handelt – und damit das erste Neugeborene, das von dieser Art bekannt ist. „Das Skelett ist nahezu vollständig und daher außergewöhnlich“, erklärt Lomax. „Denn es gibt zwar schon einige Fossilien von noch kleinen Ichthyosauriern, diese sind aber meist unvollständig oder schlecht erhalten.“

Fossil des neugeborenen Ichthyosaurus communis © University of Manchester

Tentakelreste eines Tintenfischs im Bauch

Noch überraschender und spektakulärer aber ist, was die Forscher im Bauchraum dieses 196 bis 199 Millionen Jahre alten Fossils entdeckten: Zwischen den Rippenknochen des Meeressauriers – und damit im ehemaligen Verdauungstrakt des Ichthyosauriers – fanden sie kleine, hakenähnliche Strukturen. Diese Haken zierten einst die Tentakel eines prähistorischen Tintenfischs, wie die Paläontologen berichten.

„Es ist erstaunlich, dass wir dadurch nun wissen, was diese fast 200 Millionen Jahre alte Kreatur einst als letzte Mahlzeit verspeiste“, sagt Lomax. „Wir wissen nun, dass seine letzte Beute ein Tintenfisch war.“

Das Überraschende daran: Bisher gingen Paläontologen davon aus, dass junge Ichthyosaurier ausschließlich Fisch fraßen – dafür gibt es Hinweise bei Fossilien der etwas jüngeren, verwandten Gattung Stenopterygius. „Das zeigt, dass es bei den neugeborenen Ichthyosauriern je nach Art offenbar verschiedene Beute-Vorlieben gab“, sagt Lomax. (Historical Biology, 2017; doi: 10.1080/08912963.2017.1382488)

(University of Manchester, 05.10.2017 – NPO)

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