Umwelt

Mehr Artenschmuggel im „neuen Europa“?

Wegfall der Grenzen bedroht gefährdete Arten

Schmuggelware Papagei © WWF

Wenn der europäische Binnenmarkt ab dem 1. Mai zehn weitere Staaten umfasst, schlägt die Stunde der Artenschmuggler. Um eine Zunahme des illegalen Handels zu verhindern, müssten die EU-Staaten ihre Bemühungen rasch verstärken, um bedrohte Tier- und Pflanzenarten zu schützen. Dies ist das Fazit einer am Dienstag in Brüssel veröffentlichten Studie von TRAFFIC, dem gemeinsamen Artenschutzprogramm der Weltnaturschutzunion IUCN und dem WWF.

„Illegale Händler aus den Beitrittsländern warten auf die Öffnung der Grenzen, um exotische und bedrohte Papageien, Schildkröten, Schlangen oder Orchideen auf den profitablen Schwarzmärkten Westeuropas zu verkaufen“, warnt WWF-Artenschutzexperte Volker Homes. Auch in umgekehrter Richtung – von West nach Ost – befürchtet der WWF eine Zunahme des Schmuggels.

Die in einigen Beitrittsländern im Vergleich zur EU niedrigeren Artenschutzstandards und die schwächeren Kontrollen ermöglichen es den Händlern, bis zum 1. Mai bedrohte Tiere und Pflanzen zu horten. Treten die Länder der Europäischen Union bei, können die geschützten Arten ohne lästige Grenzkontrollen auf Europas Märkten angeboten werden.

Laut der TRAFFIC-Studie wurden zum Beispiel in den Jahren 2000 bis 2002 mehr als 1.000 stark gefährdete Ägyptische Landschildkröten nach Polen und Malta geschmuggelt. Jetzt sei es sehr wahrscheinlich, dass die begehrten Tiere nach dem Beitritt Abnehmer in den alten EU-Staaten finden. Auch gebe es Hinweise, dass exotische Blaumaskenamazonen, eine stark gefährdete Papageienart, und Madagassische Schnabelbrustschildkröten in Tschechien gehalten werden. Sie kosten auf dem Schwarzmarkt mehrere tausend Euro pro Exemplar.

Der WWF befürchtet zudem, dass die größere Außengrenze der EU – sie wird im Zuge der Erweiterung um ein Drittel länger und künftig von sieben statt bisher drei Staaten bewacht – neue Probleme mit sich bringen wird. „Schon die heutigen EU-Länder haben Probleme, den Artenschmuggel einzudämmen. Die neuen Grenzländer sind auf diese Herausforderung nur unzureichend vorbereitet“, sagt Homes. „Wir brauchen deshalb dringend eine engere Zusammenarbeit der betroffenen Behörden in den 25 EU-Staaten. Die EU-Staaten müssen jetzt handeln, um die Zunahme des Artenschmuggels in Europa zu verhindern.“

(WWF Deutschland, 28.04.2004 – NPO)

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