Flugzeuge gehören zu den „Klimasündern“ schlechthin: Sie setzen jede Menge Treibhausgase genau dort frei, wo sie am meisten Schaden anrichten können – hoch in der Atmosphäre. Doch wenn es nach der Mehrheit der Europäischen Bürger, aber auch Vertretern von Luftverkehrsbranche und Nichtregierungsorganisationen geht, soll sich das in Zukunft ändern. Das zeigt eine von der EU-Kommission durchgeführte Internet-Umfrage.
Fluzeuge tragen in mehrfacher Weise zum Klimawandel bei. Am bekanntesten und best untersuchten sind die Emissionen des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2). Die auf den internationalen Luftverkehr zurückzuführenden Treibhausgasemissionen in der EU stiegen zwischen 1990 und 2003 um 73 Prozent, was einem jährlichen Wachstum von 4,3 Prozent entspricht. Verdoppelt sich die Passagierflugzeugflotte bis zum Jahr 2020, was erwartet wird, steigen auch die Emissionen weiter, wenn keine Maßnahmen ergriffen werden. Neue Technologien könnten in den nächsten Jahrzehnten nach Schätzungen von Experten zwar erhebliche Verbesserungen bewirken, doch diese müssten wesentlich schneller als bisher entwickelt und eingeführt werden, sollen sie mit dem erwarteten Luftverkehrswachstum Schritt halten.
Mehrheit würde auch höhere Priese akzeptieren
Ungefähr 5.600 Einzelpersonen und 200 Organisationen haben auf die im Frühjahr durchgeführte Internet-Umfrage geantwortet. Bei den weitaus meisten Bürgern fand das politische Ziel, die Luftverkehrsbranche in die Bemühungen zur Begrenzung des Klimawandels einzubeziehen, volle Unterstützung. Neun von zehn stimmten dem Ziel, die wirtschaftlichen Anreize für Luftverkehrsbetreiber zur Verringerung ihrer Auswirkungen auf das Klima auszubauen, vollständig oder überwiegend zu. Nur 13 Prozent waren nicht der Meinung, dass höhere Preise im Luftverkehr akzeptabel wären, um seine Auswirkungen zu reduzieren.
Organisationen wie Flughäfen, Luftverkehrsgesellschaften und Nichtregierungsorganisationen sind ebenfalls der Ansicht, dass gehandelt werden muss: 99,5 Prozent derer, die antworteten, waren stark bzw. eher der Ansicht, dass der Luftverkehrssektor in die Anstrengungen zur Begrenzung des Klimawandels einbezogen werden sollte, wenngleich die Meinungen darüber, wie dies zu tun ist, auseinander gingen.
Umweltkommissar Stavros Dimas erklärte: „Die Aussagen vieler Bürger und Organisationen, die ihre Meinung geäußert haben, sind sehr deutlich: Es ist an der Zeit, dass der Luftverkehrssektor anfängt, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Und man versteht und akzeptiert, dass dies sein muss, selbst wenn eine leichte Anhebung der Ticketpreise die Folge wäre.“
EU prüft mögliche Maßnahmen
Die Kommission prüft zurzeit die vorhandenen Optionen, insbesondere jene, die für stärkere wirtschaftliche Anreize zur Emissionssenkung durch die Luftverkehrsgesellschaften sorgen. Ergänzend zu früheren Studien über die Treibstoffbesteuerung und Emissionsabgaben ließ die Kommission eine Studie durchführen, die sich mit der Frage befasste, ob die Luftfahrt in das EU-System für den Handel mit Treibhausgasemissionszertifikaten eingebunden werden kann.
Aus der Studie geht hervor, dass die Einbeziehung der Luftverkehrsbranche in das EU-System für den Emissionshandel machbar wäre. In ihr werden verschiedene diesbezügliche Möglichkeiten analysiert und mögliche Folgen aufgezeigt. Ihre Ergebnisse zeigen, dass mehr als 60 Prozent aller Emissionen von Luftfahrzeugen, die von Flughäfen in der EU aus starten, auf Flüge aus EU-Ländern in Nicht-EU-Länder entfallen. Die Studie gelangt zu dem Schluss, dass die EU die rechtliche Handhabe hätte, diese Emissionen in das System einzubeziehen, sofern alle Luftverkehrsunternehmen unabhängig von ihrer Nationalität gleich behandelt würden.
(EU-Kommission, 02.08.2005 – NPO)