Gefährliche Springtide: Wie stark ein Erdbeben wird, hängt auch von der Mondphase ab. Denn bei Voll- und Neumond wirken die Gezeitenkräfte besonders stark – und das fördert die Entstehung von Starkbeben. Vermutet wurde das zwar schon länger, doch erst jetzt liefern Forscher im Fachmagazin „Nature Geoscience“ dafür die Belege. Demnach sorgen die erhöhten Gezeitenspannungen im Untergrund dafür, dass kleine Risse zu schweren Beben verstärkt werden.
Die Anziehungskraft von Sonne und Mond dehnt und staucht auf die Erdkruste – immerhin bis zu 40 Zentimeter hebt und senkt sich das Gestein dadurch. Weil sich diese Bewegungen auch an den Plattengrenzen bemerkbar machen, liegt auch ein Zusammenhang mit Erdbeben nahe. Tatsächlich ergab erst kürzlich eine Studie, dass die schwachen Erdbeben entlang der San Andreas-Verwerfung dem Rhythmus der Gezeiten folgen.
Welche Rolle spielt der Gezeitenstress?
„Solche Korrelationen zwischen Gezeiten und Erdbeben sind allerdings bisher auf einige Regionen oder bestimmte Bedingungen limitiert“, erklären Satoshi Ide von der Universität Tokio und seine Kollegen. Das Problem dabei: Nimmt man einfach nur die Häufigkeit aller Beben und vergleicht sie mit dem wechselnden Takt der Spring- und Nipptiden, dann ergeben sich keine klaren Zusammenhänge.
Ide und seine Kollegen wählten daher einen anderen Ansatz: Sie untersuchten gezielt in globalen Bebenkatalogen der letzten zwei Jahrzehnte, ob starke Erdbeben der Magnitude 7.0 und mehr bei Vollmond oder Neumond häufiger auftreten als zu anderen Zeiten. Bei diesen beiden Mondphasen stehen Sonne und Mond in einer Richtung, so dass ihre kombinierte Schwerkraftwirkung alle gut 14 Tage besonders stark wirkt.