Eiszeitlicher Mammut-Schlachtplatz: Forscher haben in einem Flussbett in Florida Jagdwaffen und Überreste eines zerlegten Mammuts entdeckt. Der Fund ist rund 14.550 Jahre alt – und stellt damit die zeitliche Abfolge der Siedlungsgeschichte Amerikas infrage. Demnach erreichten Menschen den Südosten der heutigen USA bereits rund 1.400 Jahre früher als bisher angenommen, wie die Wissenschaftler im Fachmagazin „Science Advances“ berichten.
Die ersten Menschen, die Fuß auf den amerikanischen Kontinent setzten, kamen aus Asien. Sie wanderten wahrscheinlich vor rund 15.000 Jahren über die Bering-Landbrücke nach Amerika ein – und eroberten ihre neue Heimat Stück für Stück vom Norden aus. In Florida landeten die Vorfahren der amerikanischen Ureinwohner angeblich erst knapp zweitausend Jahre später.
Clovis-Jäger, Angehörige der ersten eigenständig in Amerika entstandenen Kultur, sollen sich den Südosten der heutigen USA vor etwa 13.200 Jahren erschlossen haben. Doch Wissenschaftler um Jessi Halligan von der Florida State University in Tallahassee haben nun Belege dafür entdeckt, dass in der Region schon vorher Menschen gelebt haben.
Älteste Artefakte aus dem Südosten
Die Forscher bargen aus einer bekannten archäologischen Unterwasser-Fundstelle im Fluss Aucilla in Tallahassee Artefakte und Knochen, die sie mithilfe von Radiokarbon-Analysen auf ein Alter von 14.550 Jahren datierten – darunter einen Faustkeil und andere Steinwerkzeuge sowie die Überreste eines geschlachteten Mastodons, eine amerikanische Mammutart.
Die Funde sind damit rund 1.400 Jahre älter als die ältesten bekannten Clovis-Funde aus der Region – und belegen damit, dass Menschen bereits viel früher als gedacht die südlichen Teile Nordamerikas eroberten. Von dort erschlossen sie sich wahrscheinlich schon bald auch die südliche Hemisphäre des Kontinents.
„Das ist eine große Sache“, sagt Halligan. „Dass es damals schon Menschen dort gab, wirft für uns viele neue Fragen über die Siedlungsgeschichte Amerikas auf.“ Wie das Team betont, passen die Funde jedoch gut zu der Theorie, dass die ersten Menschen bereits vor rund 15.000 Jahren auf den Kontinent kamen und nicht später – eine Annahme, zu der Forscher erst in den vergangenen Jahren mithilfe gentechnischer Methoden gekommen sind.
Mammutjagd mit Hunden?
Die Funde aus dem Fluss liefern allerdings nicht nur Hinweise auf die zeitliche und geographische Abfolge der Besiedlung Amerikas. Sie gewähren auch interessante Einblicke in die Lebensweise der Vor-Clovis-Menschen von Tallahassee. „Wir fanden unter anderem den Stoßzahn eines Mastodons, der deutliche Schnitt- und auch Bissspuren aufwies“, berichten die Wissenschaftler.
„Das deutet darauf hin, dass das Mammut von Jägern erlegt wurde, die womöglich Hunde bei sich hatten.“ Möglich sei aber auch, dass sie das Tier bereits verendet fanden und dann ausweideten. Das Abtrennen des Stoßzahns könnte Halligan und ihren Kollegen zufolge zwei Gründe gehabt haben: Entweder wollten die Jäger an essbares Gewebe am unteren Ende des Zahns gelangen oder das Elfenbein nutzen, um Jagdwaffen herzustellen.
Koexistenz von Jägern und Gejagten
Die frühe Ankunft von Jägern in der Golfküstenebene rüttelt an dem Bild, das die Wissenschaft vom Aussterben großer Tiere wie dem amerikanischen Mammut hat, das im späten Pleistozän durch Amerikas Südosten streifte. Der sogenannten Blitzkrieg-Hypothese zufolge ging man bisher davon aus, dass die frühen Jäger die Mastodonten schon bald nach ihrer Ankunft vollständig ausrotteten.
„Die neuen Funde belegen jedoch, dass Menschen und Megafauna dort noch mindestens rund 2.000 Jahre koexistierten, bevor diese großen Tiere vor etwa 12.600 Jahren ausstarben“, schließen die Forscher. (Science Advances, 2016; doi: 10.1126/sciadv.1600375)
(Science Advances, Florida State University, University of Michigan, 17.05.2016 – DAL)