Ein unscheinbarer Steinbrocken hat sich als wichtiger Zeuge der Mars-Geschichte entpuppt. Denn der in der Sahara entdeckte Meteorit ist bereits 4,4 Milliarden Jahre alt und damit der älteste je gefundene, wie Forscher im Fachmagazin „Nature“ berichten. Der Stein ist zudem der bisher einzige, der aus dem südlichen Hochland des Roten Planeten stammt – einer Region, deren uralte Kruste entscheidende Informationen über die frühe Entwicklung des Roten Planeten liefern kann.
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Der Mars ist ein zweigesichtiger Planet: Seine Nord- und Südhälfte sind ziemlich unterschiedlich. Während im Norden flache Ebenen mit vielen großen Senken vorherrschen, ist der Süden ein Hochland. Rund sechs Kilometer höher liegt die Oberfläche hier, sie ist zudem stärker mit Kratern übersät und besteht auch aus einem anderen, älteren Material als die nördlichen Tiefebenen. Auch die marsianische Kruste ist im Süden um rund 30 Kilometer dicker als im Norden. Woher aber diese Zweitteilung kommt, ist bislang unklar.
Einschlag oder geologische Prozesse?
Forscher vermuten, dass ein gewaltiger Einschlag in der Frühzeit des Mars die Ursache gewesen sein könnte, vielleicht aber auch Prozesse während der Differenzierung des Planeten – der Entstehung der inneren Schichten. Gesteinsproben des Hochlands könnten diese Fragen beantworten helfen. Bisher aber gab es noch keine Landemission, die Proben des Marsgesteins zur Erde zurückgebracht hat. Auf der Erde hat man zwar inzwischen auch einige Meteoriten gefunden, die ursprünglich vom Mars stammen, diese haben ihren Ursprung aber in den nördlichen Tiefebenen. Relikte der Hochebenen fehlten – bis jetzt.
Denn Munir Humayun von der Florida State University in Tallahassee und seine Kollegen haben nun einen Meteoriten analysiert, der von Beduinen in der Sahara Nordwestafrikas entdeckt wurde. Die Analysen enthüllten nun, dass der NWA 7533 getaufte Brocken Zirkonmineralien enthält, die bereits 4,4 Milliarden Jahre alt sind. Sie stammen damit aus der frühesten Frühzeit des Sonnensystems. „Das ist nur rund 100 Millionen Jahre, nachdem sich der Staub im Sonnensystem legte“, sagt Humayun.
Brocken aus der Frühzeit des Planeten
Unser Nachbarplanet muss demnach schon zu dieser frühen Zeit eine Kruste besessen haben, so die Schlussfolgerung der Wissenschaftler. Angesichts seines hohen Alters und seiner chemischen Zusammensetzung muss der Meteorit zudem aus dem südlichen Hochland stammen. Er liefert damit den Planetenforschern die erste Probe überhaupt dieser Region der Marskruste. „Dieses kraterübersäte Terrain gilt seit langem als Schlüssel zur Geburt und Jugend des Mars“, so Humayun.
Erste chemische Analysen des Steins lieferten auch Hinweise darauf, dass die Marskruste nach ihrer Entstehung noch umfassende Veränderungen erlebte, darunter eine besonders heftige vor rund 1,7 Milliarden Jahren. Damals könnte die Kruste erneut aufgeschmolzen sein. Was aber diese Umbildung verursachte, ist noch unbekannt, wie die Forscher betonen. Ihre Studie aber sie auch erst der Anfang. Zukünftige Untersuchungen dieses Meteoriten könnten weitere Hinweise über die Entwicklungsgeschichte des Roten Planeten liefern und auch über die Umweltbedingungen auf seiner Oberfläche zu einer Zeit, als er noch wärmer und lebensfreundlicher war als heute. (Nature, 2013; doi: 10.1038/nature12764)
(Nature, 21.11.2013 – NPO)