Diamant mit vielen Fehlern: 50 Jahre lang gab das Mineral Lonsdaleit Geologen Rätsel auf – jetzt wurde sein Geheimnis gelüftet. Denn das bei Meteoriteneinschlägen entstehende Mineral ist in Wirklichkeit ein stark verformter Diamant, wie ein internationales Forscherteam in „Nature Communications“ berichtet. Die enormen Schockwellen beim Impakt erzeugen Fehler im Diamantgitter, die die ungewöhnlichen Eigenschaften des Minerals hervorrufen.
Vor rund 50.000 Jahren schlug der rund 30 Meter große Meteorit Canyon Diablo in der Wüste von Arizona ein. Der Impakt hinterließ einen rund einen Kilometer großen Krater, Trümmer und geschmolzenes Gestein. Als Forscher vor rund 50 Jahren dieses Gesteins untersuchten, stießen sie auf ein ihnen unbekanntes Kohlenstoff-Mineral. Anhand von Röntgenkristallografischen Untersuchungen schloss man auf eine hexagonale Struktur in einer Form, wie sie bei keinem anderen Mineral existierte. Man taufte es daher Lonsdaleit nach der irischen Kristallografin Kathleen Lonsdale.
Härter als Diamant
Seither gilt dieses Mineral als typischer Anzeiger für vergangene Meteoriteneinschläge. Außerdem zeigten Untersuchungen, dass das Lonsdaleit überragende mechanische Eigenschaften besaß – es war sogar härter als Diamant. Doch Versuche, dieses Mineral aus Meteoritengestein zu isolieren oder es im Labor künstlich zu erzeugen, schlugen allesamt fehl. Das rätselhafte Mineral galt daher als begehrenswert, aber extrem selten.
Péter Németh von der ungarischen Akademie der Wissenschaften in Budapest und seine Kollegen haben nun einige der wenigen existierenden Proben von Lonsdaleit mit Hilfe eines Rastertransmissions-Elektronenmikroskops (RTEM) genauer analysiert. Zudem unterzogen sie andere Kohlenstoff-Formen, darunter auch Diamant, den extremen Drücken und Temperaturen, wie sie beim Einschlag eines Meteoriten herrschen.