Paläontologie

“Missing-Link” meeresbewohnender Urechsen entdeckt

Dallasaurus zeigt Entwicklungsweg zum „T. rex des Meeres“

Rekonstruktion des Dallasaurus turneri © Dallas Museum of Natural History

Als der Amateur-Fossiljäger Van Turner vor 16 Jahren einen kleinen Wirbelknochen auf einer Baustelle nahe der texanische Stadt Dallas fand, ahnte er bereits, dass er etwas Ungewöhnliches entdeckt hatte. Inzwischen hat sich diese Vermutung bestätigt: Turners Knochenfunde stammen von einer ausgestorbenen Echsenart, die den evolutiven Weg „verkehrt herum“ durchlief: Sie war ursprünglich landlebend, kehrte dann aber ins Wasser zurück. Gleichzeitig beleuchtet sie damit den Werdegang der Mosasaurier, der erfolgreichsten Meeresräuber der Kreidezeit.

Turner brachte die Relikte zum Naturkundemuseum Dallas, doch es sollte noch mehrere Jahre dauern, bis die Wissenschaftler Michael Polcyn von der Southern Methodist Universität und Gordon Bell Jr. vom Guadalupe Nationalpark sich der Knochen annahmen und sie genauer analysierten. Jetzt haben sie ihre Ergebnisse in einer Sonderausgabe des Niederländischen Journal of Geosciences veröffentlicht.

Weg zurück ins Meer

Ihre Ergebnisse: Die inzwischen Dallasaurus turneri getaufte Urechse lebte vor rund 92 Millionen Jahren in den Flachmeeren und Küstengewässern des heutigen Texas. Der rund 90 Zentimeter lange Dallasaurus repräsentiert wahrscheinlich ein lange gesuchtes „Missing Link“ in der Evolution der Mosasaurier, einer Echsengruppe, die ursprünglich an Land lebten, sich dann aber zu den dominierenden wasserlebenden Sauriern ihrer Zeit entwickelten. Im Gegensatz zu den flossenbewehrten Mosasauriern behielt der Dallasaurus trotz seiner marinen Lebensweise jedoch noch seine „landgängigen“ Extremitäten, Arme und Beine sind in den fossilen Knochen noch deutlich ausgeprägt.

„Das ist ziemlich nah am Ursprung des Stammbaums der Mosasaurier“, erklärt Anthony R. Fiorillo, Kurator des Naturkundemuseums Dallas. „Es ist das vollständigste Skelett eines Mosasauriers mit erhaltenen Extremitäten, das jemals in Nordamerika gefunden wurde.“ Bisher sind nur fünf dieser frühen Formen der Mosasaurier bekannt, alle wurden im Nahen Osten und der östlichen Adria gefunden.

Vorgänger des marinen „T. rex“

Primitive Mosasaurier mit erhaltenen Extremitäten wurden bisher nur in einer der drei Mosasauriergruppen gefunden. Jetzt hat der Dallasaurus erstmals belegt, dass die Entwicklung der Flossen parallel in allen drei Gruppen der Meeresechsen vor sich gegangen sein muss. Mithilfe von Computermodellen und dem Visualisierungslabor der Southern Methodist Universität gelang es Polcyn, das Aussehen des Dallasaurus zu rekonstruieren und – basierend auf den erhaltenen Knochen – auch seine Bewegungen an Land und im Meer zu simulieren.

„Die Echsen hatten eine fast 150 Millionen Jahre lange Geschichte an Land, dann, in der späten Kreidezeit und der Endphase des Dinosaurierzeitalters, kehrte eine Gruppe ins Meer zurück und setzte sich dort an die Spitze der Nahrungskette“, erklärt Polcyn. „Wie der Dallasaurus als eher kleine Tiere beginnend, meisterten sie ihre neue marine Umgebung und wurden zu Top-Prädatoren, dem Tyrannosaurus rex des Ozeans.“ Die Mosasaurier erreichten zu ihrer Blütezeit Größen von bis zu 14 Metern. Die neuen Dallasaurus-Funde liefern den Forschern jetzt wichtige neue Erkenntnisse über Ursprung und Entwicklung dieser wichtigen Tiergruppe.

(Dallas Museum of Natural History, 17.11.2005 – NPO)

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