Klima

Mittelmeerraum trocknet schneller aus als gedacht

Mediterrane Niederschläge reagieren auf den Klimawandel nicht linear

Mittelmeer
Das Mittelmeerklima wird trockener – und dies schneller als bislang angenommen. © Przemek Pietrak/ CC-by-sa 3.0

Rapide Austrocknung: Der Mittelmeerraum bekommt den Klimawandel schneller zu spüren als gedacht. Denn die Trockenheit nimmt dort nicht linear zum Anstieg der globalen Mitteltemperaturen zu, sondern deutlich schneller, wie eine Studie enthüllt. Schuld daran ist eine rapide Veränderung der regionalen Atmosphärenzirkulation. Das Positive jedoch: Wenn die CO2-Werte durch Klimaschutzmaßnahmen sinken, profitiert auch das Mittelmeerklima fast sofort davon.

Schon jetzt leidet der Mittelmeerraum unter zunehmender Trockenheit und erschöpften Grundwasserreserven. Die Levante erlebt sogar die schwerste Dürre seit 900 Jahren. Daher gilt der Mittelmeerraum als eine der Regionen, die künftig besonders hart vom Klimawandel getroffen werden. Den Prognosen nach könnte sie schon bei 1,5 Grad Erwärmung in ein neues, trockeneres Klimaregime eintreten. Bei zwei Grad Erwärmung könnten weite Teile Südspaniens zur Wüste werden.

Entscheidend für das Mittelmeerklima und seine Entwicklung sind dabei vor allem die winterlichen Niederschläge. Denn sie liefern den Wassernachschub, von dem die Vegetation während der heißen, trockenen Sommer zehrt.

Von Jahren bis Jahrhunderten

Doch in welchem Tempo das Mittelmeerklima und vor allem seine Niederschläge auf den Klimawandel reagieren, war bislang unklar. Denn manche Parameter können fast sofort – in der Spanne weniger Jahre – auf eine Veränderung der Treibhausgas-Werte und des Strahlungseinfalls reagieren. Andere dagegen reagieren ähnlich verzögert wie die globalen Temperaturen – über mehrere Jahrzehnte oder Jahrhunderte hinweg.

„Es wird allgemein angenommen, dass die Veränderungen der Wasserverfügbarkeit proportional zur globalen Erwärmung verlaufen“, erklären Guiseppe Zappa von der University of Reading und seine Kollegen. Ob das tatsächlich der Fall ist, haben sie nun am Beispiel des Mittelmeerraums und zwei klimatisch ähnlichen Gebieten in Chile und Kalifornien untersucht. Dafür analysieren sie mithilfe von Klimamodellen, wie sich die Niederschläge dort bei gemäßigtem Klimawandel nach dem Emissionsszenario RCP 4.5 bis 2100 entwickeln und vor allem, wie schnell und durch welche Einflussfaktoren dies geschieht.

Schneller als die globalen Temperaturen

Das Ergebnis: Während sich die Niederschläge in höheren Breiten tatsächlich fast linear mit den Temperaturen verändern, ist dies in den mediterranen Klimazonen nicht der Fall. „Im Mittelmeerraum und in Chile schreitet die Austrocknung substanziell schneller voran als die globale Erwärmung“, berichten Zappa und seine Kollegen. Statt sich ähnlich verzögert wie die Mitteltemperaturen zu entwickeln, folgen die Niederschläge dort innerhalb weniger Jahre dem Anstieg der Treibhausgasemissionen.

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die globale Erwärmung nicht immer ausreicht, um die künftige Entwicklung regionaler Niederschläge vorherzusagen“, konstatieren Zappa und seine Kollegen. Stattdessen können diese Veränderungen lokal und regional auch in deutlich abweichenden Zeitskalen auftreten.

Regionale Zirkulation als Triebkraft

Was aber ist der Grund? Als Ursache dafür identifizierten die Forscher rasche Veränderungen der Meerestemperaturen und damit verbunden der atmosphärischen Zirkulation. Denn unter dem Einfluss des Klimawandels verschieben sich die Westwindzonen der gemäßigten Breiten weiter polwärts, wie die Forscher erklären. Dies führt unter anderem dazu, dass regenreiche Tiefdruckgebiete im Winter nicht mehr so häufig über den Mittelmeerraum hinwegziehen. Dadurch fehlt es dieser Region an winterlichem Wassernachschub und die Trockenheit nimmt entsprechend zu.

Doch es gibt auch eine positive Nachricht: So schnell sich die negativen Effekte des Klimawandels dort zeigen, so schnell können sie auch wieder nachlassen. „Unsere Ergebnisse implizieren, dass diese Regionen fast sofort davon profitieren, wenn wir die Treibhausgas-Emissionen stabilisieren“, erklärt Koautor Paulo Ceppi vom Imperial College London. Sobald die CO2-Werte nicht mehr steigen oder sogar wieder sinken, wird auch die rapide Abnahme der Niederschläge gestoppt.

„Mit anderen Worten: Klimaschutzmaßnahmen wirken nicht nur langfristig positiv, sie können auch schon nach ein paar Jahren Wirkung zeigen“, so Ceppi. (Proceedings of the National Academy of Sciences, 2020; doi: 10.1073/pnas.1911015117)

Quelle: Imperial College London

Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

News des Tages

Skelett eines ungeborenee Kindes

So entstehen die Knochen des ungeborenen Kindes

Astronomen entdecken jüngsten Transit-Planet

Mehr Blackouts durch Wind- und Sonnenstrom?

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

Bücher zum Thema

Wetter, Klima und Klimawandel - Wissen für eine Welt im Umbruch von Nadja Podbregar, Harald Frater und Karsten Schwanke

Die Erde schlägt zurück - Wie der Klimawandel unser Leben verändert von Eva Goris und Claus-Peter Hutter

Top-Clicks der Woche