Hochwasser bringt nicht nur Zerstörungen mit sich, es kann auch Schadstoffe in die betroffenen Gebiete schwemmen. Jetzt entwickeln Wissenschaftler im Elbeeinzugsgebiet ein Vorhersagesystem, das zeigt, welche Gefahren bei einem Hochwasser durch Schadstoffe aus überschwemmten Gebieten drohen und das den Behörden hilft, Entscheidungen zu treffen.
Wissenschaftler des Umweltforschungszentrums Leipzig-Halle (UFZ), des Leibniz-Instituts für ökologische Raumentwicklung Dresden (IÖR), der Martin-Luther- Universität Halle-Wittenberg und der Universität Osnabrück werden dazu in den nächsten drei Jahren die potentiellen Schadstoffe in möglichen Überflutungsgebieten der Region Bitterfeld erfassen und Ausbreitungsprognosen erstellen.
Gift aus belasteten Gebieten ausgeschwemmt
Schlagzeilen wie „Krebsgefahr durch Elbfische“, „Schadstoff kam aus DDR-Industriepark“ oder „Rückstände gelangten in die Mulde“ hatten Anfang August für Verunsicherung bei Anglern und Anwohnern gesorgt. Hintergrund waren Messungen des Umweltbundesamtes. Dabei wurden in Elbe und Mulde Konzentrationen des krebserregenden Schadstoffes Hexachlorcyclohexan (HCH) festgestellt, die die zulässigen Grenzwerte um ein Vielfaches überschritten. HCH wurde bis in die 80er Jahre als Insektenvernichtungsmittel eingesetzt und unter dem Namen Lindan in Bitterfeld in großen Mengen produziert.
Untersuchungen von Böden und Pflanzen ergaben, dass in der Region Bitterfeld immer noch große Gebiete der Muldeaue belastet sind, da sich HCHs kaum zersetzen. Bei Hochwasser werden die Uferzonen überflutet und der Stoff aus dem Boden ausgewaschen. Auf diese Weise gelangen die krebserregenden HCHs ins Flusswasser und reichern sich im Fett der Fische an.