Die Temperaturen an der Oberfläche des Mondes gehören zu den extremsten in unserem Sonnensystem, das zeigt eine neue thermische Karte des Erdtrabanten, erstellt durch die NASA Sonde Lunar Reconnaissance Orbiter. Am Äquator wird es mittags heißer als kochendes Wasser, in den Schattenkratern der Polarregion ist es dagegen so kalt wie flüssiger Stickstoff. Hier, in diesen „Kältefallen“, könnte auch Wassereis erhalten sein.
Der Mond ist zwar der uns nächste Himmelskörper und der erste, den wir Menschen bereits betreten haben, trotzdem birgt er noch immer Geheimnisse. Jetzt hat eine zurzeit um den Mond kreisende NASA-Sonde, der „Lunar Reconnaissance Orbiter“ Daten geliefert, die ein neues Licht auf den Erdtrabanten werfen. Die ersten Daten eines der Instrumente an Bord der Sonde, des Diviner Lunar Radiometer Experiment, sorgten für eine Überraschung und Sensation unter den Planetenforschern.
Erste Kartierung über gesamte Temperatur-Bandbreite
Diviner misst die Menge von der Mondoberfläche ausgehende Infrarotstrahlung und kann daraus detaillierte Informationen über die Temperaturverhältnisse auf der Oberfläche ermitteln. Im Gegensatz zu früheren Instrumenten erfasst Diviner dabei erstmals die volle Bandbreite möglicher lunarer Temperaturen. Sieben Kanäle und ein Wellenbereich von 7,6 bis 400 Mikrons trugen so zur Erstellung der ersten thermischen Kartierung des Mondes bei.
Zwischen kochend und frostig kalt
Und schon in seiner ersten Testphase im August und frühen September enthüllten die Messungen Erstaunliches: Am Äquator und in den mittleren Breiten erreichen die Tagestemperaturen stattliche 106°C, nachts fällt das Thermometer dagegen auf frostige minus 183°C. In den höheren Breiten, vor allem ab dem 70. und 80. Nördlichen Breitengrad fallen die Temperaturen sowohl tags als auch nachts deutlich ab. In dieser Region wird das thermische Verhalten auch besonders stark von der Topographie beeinflusst: Höher liegende, der Sonne zugewandte Erhebungen sind deutlich wärmer, die Schattenhänge dagegen sehr kalt.