Der Mond beeinflusst mehr als nur die Gezeiten: Er wirkt sich auch auf die Niederschläge aus, wie Forscher jetzt erstmals nachgewiesen haben. Demnach erhöht der Vollmond den Luftdruck auf der ihm zugewandten Seite der Erde leicht. Das wiederum erhöht die Lufttemperatur in Bodennähe und senkt die Regen-Wahrscheinlichkeit um rund ein Prozent, wie die Forscher im Fachmagazin „Geophysical Research Letters“ berichten.
Der Mond übt einen handfesten Einfluss auf unseren Planeten aus: Seine Anziehungskraft bewirkt Ebbe und Flut, dehnt und staucht aber auch das Gestein der Erde. Es liegt daher nahe, dass auch die Atmosphäre der Erde diesen Gezeitenkräften unterworfen ist. Tatsächlich beobachteten Forscher bereits 1847, dass der Luftdruck der Atmosphäre ganz leicht im Rhythmus der Mondposition schwankt. 1932 stellten Wissenschaftler zudem fest, dass sich auch die Temperatur der bodennahen Luftschichten ein wenig ändert.
„Wenn der Mond direkt über oder unter uns steht, ist der Luftdruck ein wenig höher“, erklärt Tsubasa Kohyama von der University of Washington. Er und seine Kollegen haben den Einfluss der Mondposition auf Atmosphäre und unser Wetter nun genauer überprüft. Für ihre Studie nutzten sie 15 Jahre an Daten von NASA-Satelliten und einem japanischen Niederschlags-Satelliten und glichen diese mit den Mondphasen ab.
Ein Prozent weniger Regen
Das Ergebnis: Tatsächlich scheint ein direkt über uns stehender Vollmond die Niederschläge leicht zu hemmen: Steht er am Himmel, fallen rund ein Prozent weniger Regen in diesen Gebieten. Der Grund dafür: Der Mond erzeugt durch seine Anziehung sozusagen einen Buckel in der Atmosphäre und erhöht den Luftdruck auf der ihm zugewandten Seite der Erde. Durch den höheren Druck bleibt die Luft in diesen Gebieten ein winziges Bisschen wärmer, wie die Forscher berichten.
Weil wärmere Luft jedoch mehr Feuchtigkeit speichern kann, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass der Wasserdampf in der Luft kondensiert und sich Regentropfen bilden. Als Folge nehmen die Niederschläge bei Vollmond um rund ein Prozent ab – genug, um als statistisch signifikantes Signal in den Wetterdaten aufzutauchen. „Soweit ich weiß, ist dies die erste Studie, die die Gezeitenkräfte des Mondes überzeugend mit dem Regenfall in Verbindung bringt“, sagt Kohyama.
Im Alltag nicht spürbar
Dieser geringe Einfluss des Mondes auf den Regen ist allerdings im Alltag kaum spürbar, wie die Forscher betonen. Denn andere meteorologische Einflussfaktoren überdecken diese schwachen, mondbedingten Zyklen. „Es muss niemand einen Regenschirm mitnehmen, nur weil der Mond aufgeht“, sagt Kohyama.
Für Wetterforscher und Klimamodelle aber sind die neuen Erkenntnisse durchaus interessant. Denn Forscher können nun testen, ob die Physik ihrer Modellsimulationen gut genug ist, um auch diesen geringen Einfluss zu reproduzieren, wie die Wissenschaftler erklären. (Geophysical Research Letters, 2016; doi: 10.1002/2015GL067342)
(University of Washington, 01.02.2016 – NPO)