Eine technische Revolution bei Kläranlagen planen Dortmunder Forscher. Sie wollen damit gefährliche Stoffe wie Moschus aus dem Abwasser entfernen.
Eine graubraune, trübe, stinkende Brühe drängelt zum Großklärwerk. Papierfetzen und Zweige sind noch das Harmloseste, was diese Kloake mit sich führt. Sie ist voll von den Hinterlassenschaften unserer Zivilisationsgesellschaft. Die Kläranlage wird ganze Arbeit mit etlichen Pumpen, einigen Menschen und Milliarden Mikroorganismen leisten. Aber ist das Wasser am Ende auch wirklich sauber? Prof. Dr. Hans Fahlenkamp vom Lehrstuhl für Umwelttechnik der Universität Dortmund antwortet mit einem klaren „Nein!“
Klärwerke arbeiten zwar nach einem bewährten, aber über 80 Jahre alten Prinzip. Und die Chemie hat sich weiter entwickelt, chemische Stoffe sind komplexer geworden und hochwirksam. Schon kleinste Dosen bestimmter Substanzen können das menschliche Erbgut schädigen oder Krebs auslösen. Vorsorglich dürfen diese Stoffe deshalb nicht in die Umwelt gelangen und spätestens das Klärwerk sollte ihnen einen Riegel vorschieben. So sieht es die „Europäische Wasserrahmenrichtlinie“ aus dem Jahr 2000 vor, die vor zwei Jahren in das deutsche Wasserhaushaltsgesetz übernommen wurde.
Neues Forschungsvorhaben untersucht gefährliche Stoffe in kommunalen Kläranlagen
Doch erst einmal muss klar sein, welche Stoffe überhaupt in unserem Abwasser vorkommen, und welche unter die neue Wasserrahmenrichtlinie fallen. „In welchen Konzentrationen kommen diese Stoffe im Abwasser vor? Inwieweit werden sie von Kläranlagen herausgefiltert? Welche Möglichkeiten gibt es, solche Stoffe zu eliminieren? Und wie gefährlich sind sie für die Umwelt?“, fasst Fahlenkamp den Fragenkatalog zusammen, dem er im Rahmen des Forschungsvorhabens „Untersuchungen zum Eintrag und zur Elimination von gefährlichen Stoffen in kommunalen Kläranlagen“ nachgeht. Auftraggeber ist das Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen. Außer der Universität Dortmund sind die Deutsche Projekt Union GmbH in Köln und das Landesumweltamt in Essen beteiligt. Untersucht werden die beiden Großklärwerke Köln-Stammheim und Düsseldorf-Süd.