Umwelt

MRT-Kontrastmittel in Cola nachgewiesen

Studie findet Gadolinium in Fast-Food-Getränken aller untersuchten deutschen Städte

Cola
Weil Cola und andere Getränke in Fast-Food-Restaurants mit Leitungswasser angemischt werden, sind sie mit dem Seltenerdmetall Gadolinium verunreinigt – und wahrscheinlich auch weiteren Arzneimittel-Rückständen. © artisteer/ iStock.com

Nicht lecker: In vielen deutschen Städten finden sich Rückstände des Kontrastmittels Gadolinium in der Cola von Fast-Food-Ketten, wie Tests belegen. Das Gadolinium gelangt in die Getränke, weil diese als Sirup mit Leitungswasser zubereitet werden. Die nachgewiesenen Mengen sind zwar nicht gesundheitsschädlich, deuten aber darauf hin, dass vermutlich auch andere Arzneimittel-Rückstände über das Trinkwasser in Getränke und Lebensmittel gelangen, wie die Forscher berichten.

Das Seltenerdmetall Gadolinium wird in der Medizin häufig als Kontrastmittel bei der Magnetresonanz-Tomografie (MRT) eingesetzt. Weil es dabei an eine Trägersubstanz gebunden ist, kann es vom Körper nicht aufgenommen werden, so dachte man bisher. Doch inzwischen haben Studien nachgewiesen, dass zumindest ein Teil des Gadoliniums nach dem Kontrastmitteleinsatz im Gehirn bleibt – mit bislang ungeklärten Folgen. Klar ist dagegen, dass das Gadolinium über Abwässer in größeren Mengen in Flüsse und auch das Trinkwasser gelangt.

Tests in sechs deutschen Städten

Doch das ist noch nicht alles, wie nun Katja Schmidt und ihre Kollegen von der Jacoby University Bremen herausgefunden haben. Für ihre Studie hatten sie untersucht, ob Gadolinium und andere Rückstände über das Trinkwasser auch in Getränke gelangen können. Denn Fast-Food-Ketten wie McDonalds und Burger King bekommen Cola und andere Limonaden als Sirup geliefert, den sie mit Leitungswasser und CO2 zum fertigen Getränk aufbereiten.

Für ihre Tests haben die Forscher Cola- und Trinkwasserproben aus Filialen beider Fast-Food-Ketten in den deutschen Städten Berlin, Düsseldorf, Essen, Karlsruhe, München und Dresden genommen. Diese analysierten sie dann auf den Gehalt von Gadolinium hin und nutzten zusätzlich ein Verfahren, mit dem sie den aus menschlichen Quellen stammenden Anteil dieses Seltenerdmetalls bestimmen konnten.

Gadolinium in der Cola – überall

Das Ergebnis: „Wir haben anthropogenes Gadolinium sowohl im Trinkwasser als auch in den Softdrinks in allen untersuchten Städten gefunden“, berichten Schmidt und ihre Kollegen. Das bestätigt, dass die Kontrastmittel-Rückstände weder bei der Abwasserreinigung noch bei der Trinkwasser-Aufbereitung vollständig aus dem Wasser entfernt werden.

Zudem belegen die Analysen, wie leicht das Gadolinium und andere Rückstände über das Trinkwasser in Getränke gelangen. In der Cola der Fast-Food-Restaurants waren die Gadolinium-Werte ähnlich hoch wie im Leitungswasser. „Obwohl die Restaurants angeben, dass dieses Leitungswasser zuvor zusätzlich gereinigt wird, ist dieser Reinigungsschritt offensichtlich nicht in der Lage, die Kontrastmittelrückstände zu entfernen“, sagt Schmidts Kollege Michael Bau.

Kontamination in Berlin und Düsseldorf am höchsten

Die zusätzlichen Analysen bestätigten, dass dieses Gadolinium nicht natürlichen Ursprungs ist, sondern aus menschengemachten Rückständen stammt: „In Berlin und Düsseldorf, wo das Leitungswasser vorwiegend aus Uferfiltrat stammt, stammen 85 bis 99 Prozent des Gadoliniums aus menschlichen Quellen“, berichten die Forscher. Die Kontrastmittel-Rückstände gelangen dort über das verunreinigte Flusswasser ins Trinkwasser und von dort in die Cola.

Aber auch in den anderen untersuchten Städten stammt ein Teil des Gadoliniums im Trinkwasser aus MRT-Kontrastmitteln: 31 Prozent in Bremen, 34 Prozent in Karlsruhe, 63 Prozent in Dresden und 91 Prozent in München. Der relativ hohe Rückstandsanteil in München war auch für die Forscher unerwartet: „Der überraschend hohe Anteil anthropogenen Gadoliniums im Münchener Leitungswasser enthüllt, dass selbst das flache Grundwasser in den beiden dort genutzten Alpentälern bereits anthropogener Kontamination ausgesetzt ist“, so die Wissenschaftler.

Vermutlich nicht gesundheitsschädlich

Was ist die Folge? Wie die Forscher betonen, sind die jetzt nachgewiesenen Gadolinium-Konzentrationen nach aktuellem Wissensstand nicht gesundheitsgefährdend. Sie deuten jedoch daraufhin, dass neben dem Seltenerdmetall höchstwahrscheinlich auch andere Chemikalien und Arzneimittel-Rückstände ins Trinkwasser und in Getränke gelangen. Schon zuvor hatten Studien beispielsweiseweise Rückstände von Blutdrucksenkern, Antibiotika und Antidepressiva in Gewässern nachgewiesen.

„Dies sind besonders die sogenannten endokrinen Disruptoren, die bei Menschen und Tieren hormonähnliche Wirkungen haben und im Gegensatz zum Kontrastmittel Gadolinium schon in sehr geringen Konzentrationen die Gesundheit beeinflussen“, erklärt Bau. Das Gadolinium sei ein Indikator dafür, dass viele dieser Substanzen inzwischen über das Trinkwasser in unsere Nahrungskette gelangen. (Science of the Total Environment, 2019; doi: 10.1016/j.scitotenv.2019.07.075)

Quelle: Jacobs University Bremen

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