Bronzezeitliches Rätsel: Erdbeben sind offenbar nicht schuld am Untergang der mykenischen Hochkultur vor 3.200 Jahren. Neue Untersuchungen belegen, dass die
Schäden an vielen mykenischen Palästen nicht durch Erdstöße verursacht wurden – entgegen bisherigen Annahmen. Zudem gibt es keine Hinweise auf starke Beben in diesem Gebiet, wie die Forscher berichten. Warum diese Bronzezeit-Zivilisation unterging, bleibt daher weiterhin rätselhaft.
Vor rund 3.500 Jahren erlebte im östlichen Mittelmeerraum die mykenische Kultur ihre Blütezeit. Die Mykener erbauten auf dem griechischen Peloponnes prächtige Paläste und Tempel, trieben Fernhandel und entwickelten eine eigene Schrift, das Linear B. Doch etwa um 1200 vor Christus ging diese Hochkultur unter – warum, ist bis heute ungeklärt. Einige Forscher machen einen Klimawechsel dafür verantwortlich, andere vermuten, dass schwere Erdbeben die Zivilisation in den Untergang trieb.
Zerstörte Wände und Feuerspuren
Auf den ersten Blick scheint es in vielen Palästen der Mykener tatsächlich Anzeichen für Erdbebenschäden zu geben: Wände sind geborsten oder umgestürzt, Keramikgefäße zerbrochen und in der Zitadelle von Tiryns haben Archäologen auch Spuren eines Brandes entdeckt. Ob es damals wirklich Erdbeben gab und ob sie an diesen Schäden schuld sein könnten, hat nun ein Team um Klaus-Günter Hinzen von der Universität zu Köln untersucht.
Die Forscher analysierten dafür die lokale Geologie der mykenischen Burgen Tiryns und Midea im Nordosten des Peloponnes mithilfe verschiedener geophysikalischer Messverfahren. Aus den seismischen Daten, den Schäden vor Ort sowie der Lage in Bezug auf die Erdbebenzonen Griechenlands erstellten sie dann ein Modell, das Vorkommen und mögliche Auswirkungen von Erdbeben in der mykenischen Zeit rekonstruierte.