Die Nationalparkregion der Sächsischen und Böhmischen Schweiz wird derzeit neu vermessen. Wissenschaftler der TU Dresden haben dazu auf einem elftägigen Messflug umfangreiche Daten gesammelt, die nun zu einem einheitlichen digitalen Geländemodell und einer digitalen Luftbildkarte verarbeitet werden. Diese dienen als Grundlage für Wanderkarten und verbessern die bereits bestehenden Hochwassermodelle der Region.
Die Nationalparkregion der Sächsischen und Böhmischen Schweiz erstreckt sich über fast 800 Quadratkilometer. Da der Naturraum von der deutsch-tschechischen Grenze durchschnitten und von insgesamt drei Schutzgebietsstellen verwaltet wird, existieren bis zum heutigen Zeitpunkt keine einheitlichen topographischen Karten, digitalen Geländemodelle oder Luft- und Satellitenbilder. Diese könnten jedoch die Arbeit in der Landschaftsplanung, dem Tourismus, der Verwaltung oder dem Naturschutz erheblich vereinfachen.
Diese Lücke möchte nun das Institut für Photogrammetrie und Fernerkundung der Technischen Universität Dresden bis März 2006 schließen. Die Projektgruppe „Geoinformationsnetzwerke für die grenzüberschreitende NPRegion Sächsische-Böhmische Schweiz“ erstellt für die gesamte Region ein digitales Geländemodell sowie eine digitale Luftbildkarte und hat nun ihre ersten Teilergebnisse vorgelegt. Obwohl die im März 2005 während eines elftätigen Messflugs erhobenen Daten mit Hilfe einer geometrischen Feinanpassung noch weiter verarbeitet werden müssen, sind auf den Bildern schon jetzt Feinheiten wie die Bahnstrecke zwischen Bad Schandau und Sebnitz mit zwei Tunneln erkennen.
Einheitliche Datenbasis schaffen
Beim eingesetzten Verfahren, dem so genannten Airborne Laserscanning (ALS), tastet ein auf einem Flugzeug installierter Laserscanner die Erdoberfläche streifenweise ab. Aus den so gewonnenen schätzungsweise vier bis sechs Milliarden Lasermessungen werden ein Bodenmodell, ein Oberflächenmodell und eine aktuelle Wald- und Gebäudekartierung berechnet. Der Vorteil der Daten ist, dass sie auf einmal erhoben werden und sich die Staatsgrenze nicht in Form von "Sprüngen" oder Kartenrändern abbilden. "Mir ist bisher keine vergleichbare grenzüberschreitende Mission bekannt", sagt Marco Trommler vom Institut für Photogrammetrie und Fernerkundung.
Schon in einem Vorgängerprojekt hatten die Wissenschaftler eine Software entwickelt, mit der die aufgrund der verschiedenen Koordinatensysteme in Deutschland, Tschechien und Europa differierenden digitalen Geodaten in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz vereinheitlicht werden können. In diesem Zusammenhang berechneten die Forscher ein digitales Geländemodell für die Sächsische Schweiz, dessen dreidimensionale Visualisierung im Nationalparkhaus Sächsische Schweiz seit 2002 ausgestellt ist.
Der nun erfolgreich durchgeführte elftägige Messflug war ursprünglich bereits für Ende 2004 geplant. Wegen des anhaltenden schlechten Wetters wurde die Befliegung jedoch auf Februar/März 2005 verschoben. Das im Rahmen der EU-Gemeinschaftsinitiative INTERREG III A durchgeführte Projekt hat das Ziel, grenzüberschreitende Zusammenarbeit und Regionalentwicklung zu fördern. Finanziell unterstützt wird das Projekt innerhalb der INTERREG IIIA Initiative von der Europäischen Union sowie vom Freistaat Sachsen.
(Technische Universität Dresden – idw, 08.07.2005 – AHE)