Der Spessart ist eines der waldreichsten Mittelgebirge Deutschlands und beherbergt eine Vielzahl bedrohter Tier- und Pflanzenarten. Damit dies auch zukünftig so bleibt, arbeiten der Naturpark Spessart e.V. aus Bayern, der Zweckverband Naturpark Hessischer Spessart sowie das Forschungsinstitut Senckenberg seit einigen Monaten über die Ländergrenzen hinweg zusammen. Nun haben die Wissenschaftler des „Biotopverbundprojekt Spessart“ erste Ergebnisse ihrer wegweisenden Kooperation vorgelegt.
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Kaum zehn Monate ist die Zusammenarbeit zwischen den Instituten alt, da zieht Projektleiter Eckhard Jedicke bereits eine erste positive Bilanz: “Viele Aktivitäten konnten länderübergreifend angestoßen werden, wie zum Beispiel die Entschärfung von gefährlichen Strommasten, die an verschiedenen Stellen im Spessart zu einer tödlichen Falle für Rotmilan, Uhu und Schwarzstorch geworden sind. Oder die Erhaltung von Alt- und Totholzinseln, die vielen Tier und Pflanzenarten als unverzichtbare Lebensräume dienen und den Spessart naturräumlich zu vernetzen helfen."
Schwierige Koordination
Doch trotz dieser Erfolge sind noch einige Probleme zu bewältigen. Vor allem die Koordination der unterschiedlichen Verwaltungsebenen in Hessen und Bayern stellt das Jedicke-Team vor eine Herausforderung. So verfügen beide im Naturschutz über unterschiedliche Finanzierungsstrategien und vertreten zudem häufig gegenläufige Interessen. „Naturschutzmaßnahmen erfolgten bisher teils nach Beliebigkeit und Flächenverfügbarkeit“, erläutert Fritz Brickwedde die Problematik. Er ist Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), die das Projekt mit 500.000 Euro fördert. „Eine hinreichend gesamträumliche Sicht im Sinne der Anforderungen eines Biotopverbunds gab es bisher nicht“, fügt Brickwedde hinzu.
Doch nicht nur die Zusammenarbeit auf regionaler Ebene soll in den nächsten Jahren weiter verbessert werden. Auch die Information der Öffentlichkeit und Besucher des Naturparks stehen im Vordergrund des Projekts. "Wir möchten kooperativen Naturschutz für die und mit den Menschen in der Region betreiben, nicht gegen sie", erläutert Jedicke die Strategie. So ist das Naturpark-Infozentrum in Gemünden eines der ersten Bausteine zu einem Informationsnetzwerk für und über den Spessart. Nächstes Element soll das Infozentrum des Naturparks Hessischer Spessart auf der Wegscheide bei Bad Orb sein.
Bürgernah und praxisorientiert
"Besonders wichtig ist uns der starke Integrationscharakter bei diesem Projekt", erklärt Projektmanagerin Anja Sorges. Sie organisiert „runde Tische“ zu Fachthemen wie dem Bibermanagement, zum Rotwild oder zur Umweltbildung. Auf diese Weise konnten die Wissenschaftler die ersten Verbesserungen im Naturpark auf Grund von Anregungen direkt aus der Region in Angriff nehmen. Damit führt das Projekt Bürger und Experten aus den verschiedensten Bereichen des Naturschutzes an einen Tisch zusammen.
Den wissenschaftlichen Unterbau für die Weiterentwicklung des Projekts liefert das Forschungsinstitut Senckenberg aus Frankfurt. In einem Zielartenkonzept beschreiben die Wissenschaftler die verschiedenen Biotoptypen im Spessart und benennen die dort lebenden Tier- und Pflanzenarten. Diese dienen dann als Indikatoren für den Zustand der Natur und helfen, Verbesserungsvorschläge besser zu planen.
(Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), 28.03.2006 – AHE)