Acht Millionen Kubikmeter Wasser pro Sekunde transportiert eine im Südpolarmeer neu entdeckte Meeresströmung. Wie japanische Forscher in „Nature Geoscience” berichten, bringt der östlich des Kerguelen-Plateaus fließende Strömungsast sehr kaltes Tiefenwasser aus antarktischen Tiefengewässern Richtung Norden und erreicht dabei ein rekordverdächtiges Fördervolumen.
Das Kerguelen-Plateau liegt rund 3.000 Kilometer westlich von Australien im Süden des Indischen Ozeans. Vor 110 Millionen Jahren noch ein Kontinent, der durch starke vulkanische Eruptionen gebildet wurde, ist es inzwischen längst abgesunken und bildet ein ausgedehntes Tiefseeplateau in rund einem bis zwei Kilometern Tiefe. Jetzt haben Meeresforscher der Hokkaido Universität in Japan am östlichen Rand dieses Plateaus eine bisher unbekannte Meeresströmung entdeckt.
Tiefenwasser aus dem Antarktischen „Grundwasser“
Yasushi Fukamachi und seine Kollegen hatten für ihre Studie zwei Jahre lang Strömungsmesser im Tiefenwasser an der Ostkante des Plateaus deponiert und ausgewertet. Es zeigte sich, dass hier eine nur 50 Kilometer breite, aber starke Strömung kaltes Tiefenwasser nach Norden transportiert. Das Wasser hat seinen Ursprung im so genannten Antarktischen Grundwasser, der dichtesten und tiefsten Wassermasse, die an der globalen Ozeanzirkulation beteiligt ist. Dieses nur rund 0,2°C Wasserreservoir spielt eine wichtige Rolle für die marinen Wärmeaustauschprozesse.
Acht Millionen Kubikmeter pro Sekunde
Die Strömungsmessungen enthüllten, dass der neue entdeckte Strom dieses Tiefenwasser nach Norden ungewöhnlich schnell fließt: Im Durchschnitt acht Millionen Kubikmeter pro Sekunde registrierten die Messgeräte – das entspricht dem Vierfachen des bisher für einen anderen Ast des antarktischen Ausstroms ermittelten. Damit ist dieser neue Kerguelen-Nordstrom der schnellste und stärkste, der bisher in Tiefen unterhalb von 3.000 Metern nachgewiesen wurde.
Die neue Strömung ist aber nicht nur für Meeresforscher interessant, auch für die Klimaforschung spielt dieses mächtige „Förderband“ kalten Wassers eine wichtige Rolle, sorgt es doch mit für Temperaturausgleich in den globalen Meeren.
(Nature, 26.04.2010 – NPO)