„Verkehrte“ Entladung: Forscher haben in Gewitterwolken eine ganz neue Form der Blitzentstehung entdeckt. Dabei bewegt sich die Entladung innerhalb der Wolke genau umgekehrt und ist negativ statt positiv geladen, wie ihre Messungen ergaben. Warum und wie oft solche negativen Kurzschlüsse in Gewittern entstehen, ist allerdings noch rätselhaft. Ihre Entdeckung bestätigt aber, dass die Prozesse bei der Blitzentstehung noch lange nicht vollständig aufgeklärt sind.
Donner und Blitz sind die typischen Anzeichen für ein Gewitter. Die Blitze entstehen, wenn sich in der Gewitterwolke starke Ladungsunterschiede aufbauen. Die dabei auftretenden Spannungen können mehr als eine Milliarde Volt erreichen. Überschreitet diese Spannung einen Schwellenwert, kommt es zu einer abrupten Entladung – es blitzt. Die Luft im Blitzkanal wird dabei auf bis zu 30.000 Grad aufgeheizt. Bei heftigen Gewittern kommt es sogar zu sogenannten Kobold-Blitzen oder es entstehen Gammastrahlen und Antimaterie.
Kurzschluss in der Wolke
Doch selbst normale Blitze geben noch immer Rätsel auf: „Trotz mehr als 250 Jahren der Forschung ist es noch immer ein Rätsel, wie ein Blitz beginnt“, sagt Ningyu Liu von der University of New Hampshire. Der gängigen Theorie nach sind sogenannte positive Streamer der Auslöser: Kalte, von Eisteilchen durchsetzte Plasmaströme rasen in der Wolke nach unten und bahnen dabei dem Ladungsausgleich den Weg.
„Diese Streamer führen zur Entwicklung des ersten Blitzkanals“, erklären Liu und sein Team. „Daher geht man davon aus, dass der elektrische Kurzschluss in Gewitterwolken mit einer positiven Entladung beginnt.“ Diese Entladungen setzen einen kurzen, aber starken Radiopuls frei, den man auch von Boden aus messen kann. Genau dies haben die Forscher während mehrerer Gewitter in Florida genutzt, um mehr über die Vorgänge bei der Blitzbildung zu erfahren.