Ein internationales Forscherteam hat uralte mitochondriale DNA aus einem in Südsibirien gefundenen Fingerknochen sequenziert. Ergebnis: Sie stammt von einer bislang unbekannten Menschenart, die vor etwa 48.000 bis 30.000 Jahren im Altai-Gebirge Zentralasiens gelebt hat.
Dieses mitochondriale Erbgut, das von der Mutter an die Nachfahren vererbt wurde, ist ein Hinweis auf eine neue Auswanderungswelle aus Afrika. Sie unterscheidet sich von derjenigen, die Homo erectus, Vorfahren der Neandertaler und des Homo sapiens beschritten haben, berichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „Nature“.
Drei Auswanderungswellen
Die erste Gruppe von Homininen, die Afrika vor etwa 1,9 Millionen Jahren verließ, war Homo erectus. Archäologische Funde sowie genetische Daten deuten darauf hin, dass wenigstens zwei weitere Gruppen später aus Afrika auswanderten: Zuerst, vor etwa 500.000 bis 300.000 Jahren, die Vorfahren des Neandertalers. Danach, vor etwa 50.000 Jahren, der anatomisch moderne Mensch. Direkte Nachfahren von Homo erectus könnten bis vor weniger als 100.000 Jahren in Indonesien überlebt haben.
Ältere Vertreter von Homo erectus und Homo heidelbergensis lebten auch in nördlicheren Breitengraden, zum Beispiel vor mehr als 125.000 Jahren im Altai-Gebirge im südlichen Sibirien. Auch Neandertaler gab es zu dieser Zeit in der Großregion.