Endlich eine Spur: Ein bei der Insel Reunion angeschwemmtes Wrackteil könnte das Rätsel um das verschollene Flugzeug MH370 lösen helfen. Während Boeing noch analysiert, ob das Stück von diesem Flugzeug stammt, haben Kölner Forscher einen verräterischen Bewuchs auf dem Wrackteil entdeckt: Entenmuscheln, deren Artzugehörigkeit die Herkunft dieses Trümmerstücks verraten könnte.
Das Verschwinden des Malaysia Airline-Flugs MH370 ist bis heute rätselhaft. Auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking brach die Maschine am 8. März 2014 plötzlich den Funkkontakt ab und verschwand auch vom Radar. Danach muss das Flugzeug abgestürzt sein. Aber wann und wo, ist bis heute unbekannt. Selbst das Suchgebiet lässt sich kaum genauer eingrenzen.
Wrackteil mit verräterischem Bewuchs
Jetzt könnte ein auf der Insel Reunion angetriebenes Wrackteil wertvolle Informationen liefern. Das abgerissene Steuerruder wurde – 4.000 Kilometer von der bisher vermuteten Absturzstelle entfernt – dort am 29. Juli an den Strand geschwemmt. Nach Angaben eines Mechanikers vor Ort soll das Wrackteil zu einer Boeing 777 gehören – dem Flugzeugtyp der vermissten Maschine MH 370. Ob das rund zwei Meter große Steuerruder tatsächlich von der MH370 stammt, sollen Analysen in Toulouse klären.
Doch was zwei Kölner Forscher in Fotos des Wrackteils sahen, könnte sogar dabei helfen, die Absturzstelle zu finden. „Es war übersäht mit Entenmuscheln, voraussichtlich von der Gattung Lepas“, berichtet Hans-Georg Herbig von der Universität Köln. Diese Krebstiere sind mit unseren Seepocken verwandt und wachsen festgeheftet auf Oberflächen von Steinen in der Gezeitenzone, aber auch auf Treibgut.
Art verrät Herkunft
Der Clou daran: Die Arten der Gattung Lepas haben unterschiedliche Vorlieben hinsichtlich der Wassertemperatur, einige bevorzugen wärmeres, andere kälteres Wasser. Deshalb kommen sie jeweils nur in bestimmten breitengradabhängigen klimatischen Zonen vor, wie die Forscher erklären. Und genau das könnte der Schlüssel sein, um die geografische Herkunft des Wrackteils näher einzugrenzen.
„Wenn wir Lepas australis an dem Wrackteil finden, dann können wir sicher nachweisen, dass der Absturzort in kühlen, südlichen Meeresbereichen westlich von Australien liegt“, erklärt Herbig. Denn diese Art bevorzugt kühleres Wasser und ist daher in den Gewässern des Südpolarmeeres und den gemäßigten Breiten nördlich davon verbreitet. Wächst diese Entenmuschel auf dem Wrack, dann kann es daher nicht aus tropischen Meeresgebieten stammen.
„Wir müssen jetzt nur die Schalen sehen, um eindeutig sagen zu können, um welche Art der Entenmuscheln es sich handelt“, betont Herbig. Wie er erklärt, ließe sich durch eine genauere Untersuchung der Krebse sogar rekonstruieren, wann die Entenmuscheln das Wrackteil besiedelt haben.
(Universität zu Köln, 31.07.2015 – NPO)