Eine Gruppe von Mineralogen aus Russland und Österreich hat auf der Halbinsel Kamtschatka ein bisher unbekanntes Mineral entdeckt. Die hellgrünen durchsichtigen Kristalle entstanden während der letzten großen Eruption des Vulkans Tolbachik im Jahr 1975/76. Namenspatron für das „Pauflerit“ wurde nun ein Dresdner Physiker.
Ein Geburtstagsgeschenk der etwas anderen Art bekam Peter Paufler, Professor für Kristallographie am Institut für Strukturphysik der TU Dresden, anlässlich seines 65. Geburtstags. Der russische Wissenschaftler Stanislav Filatov vom Lehrstuhl für Kristallographie an der Staatlichen Universität St. Petersburg gab bekannt, dass ein von seiner Gruppe neu entdecktes Mineral nach dem Dresdner Forscher benannt wird.
»Wie uns die russischen Kooperationspartner berichteten, hat das neue Mineral eine sehr schöne grüne Farbe«, sagt Dirk Meyer vom Institut für Strukturphysik an der TU Dresden, einer der Mitarbeiter Pauflers. Es besteht aus den Elementen Vanadium, Schwefel und Sauerstoff mit der chemischen Zusammensetzung VOSO4 (Vanadinoxosulfat). Genauere Untersuchungen über die magnetischen und physikalischen Eigenschaften stehen allerdings noch aus. Doch die Struktur des Minerals scheint einige Überraschungen zu versprechen. »Es könnte interessante magnetische Eigenschaften aufweisen«, so Meyer. Die Gruppe um Filatov in Russland arbeitet derzeit daran, das Mineral künstlich herzustellen.
Das Pauflerit entstand als Folgeprodukt der Gasexhalation am Vulkan Tolbachik während seines letzten Ausbruchs 1975/76 unter besonderen Bedingungen wie hohem Druck und sehr hohen Temperaturen bis zu 600° Celsius. Bereits 1977 wurde das Mineral auf der Halbinsel Kamtschatka von russischen Kristallographen und Vulkanologen mit vielen anderen Gesteinsproben eingesammelt. Doch die mineralogischen Untersuchungen an den mikroskopisch kleinen Splittern dauerten bis zum Jahr 2004. Erst dann stand sicher fest, dass es sich beim Pauflerit um ein bislang unbekanntes Mineral handeln musste. Unlängst wurde dies nun von der „International Mineralogical Association (IMA)“ anerkannt. Proben des Pauflerits sind in der Mineralogischen Sammlung der Universität St.Petersburg hinterlegt.
Paufler als Namenspatron
Aufgrund seiner bedeutenden Beiträge zur physikalischen und strukturellen Kristallographie wurden Paufler neben der Namensgebung zwei weitere Ehrungen zuteil. So verlieh ihm die Deutsche Gesellschaft für Kristallographie die einmal jährlich vergebene „Carl-Hermann-Medaille“. Zudem widmete ihm die internationale wissenschaftliche Fachzeitschrift „Crystal Research and Technology“ ein Jubiläumsheft. „Es kamen so viele Beiträge zusammen, dass der Umfang eines regulären Heftes gesprengt und ein Doppelheft nötig wurde“ so Meyer zum regen Interesse und der großen Beteiligung an der Sonderausgabe.
Im Mittelpunkt der Arbeit Pauflers steht die Aufklärung der Struktur und der Eigenschaften kristalliner Materialien. Mithilfe von Röntgenstrahlen werden die regelmäßigen Atomabstände der Kristalle vermessen, um ihre Struktur zu bestimmen. Ein wesentliches Ziel der Arbeitsgruppe um den Dresdner Physiker ist es, neuartige kristalline Materialien mit einzigartigen Eigenschaften zu finden, die für neue Anwendungen in der Technik nutzbar sein könnten.
(Technische Universität Dresden – idw, 17.05.2005 – AHE)