Spektakulärer Fund: In Norwegen haben Archäologen Reste eines Wikinger-Grabhügels mit darin begrabenem Wikingerschiff entdeckt. Das 20 Meter lange Langschiff ist zumindest in Teilen gut erhalten, wie Radaruntersuchungen nahelegen. Damit wäre es erst das dritte Wikingerschiff, das in Norwegen in gutem Zustand gefunden wurde. Spannend auch: Im Umfeld des Schiffs haben die Forscher die Überreste von acht weiteren Wikinger-Grabhügeln und fünf Langhäusern entdeckt.
Die Wikinger dominierten über Jahrhunderte die Meere Europas und drangen sogar bis nach Grönland und Nordamerika vor. Ihre Siedlungen und Handelsplätze, aber auch militärische Festungen überzogen die Küstengebiete Nordeuropas und der britischen Inseln. Ihre enge Verbundenheit mit dem Meer und der Schifffahrt zeigte sich auch in ihren Gräbern: Hochrangige Wikinger wurden oft mitsamt eines Schiffs unter einem Grabhügel bestattet.
Wikingerschiff unterm Feld
Einen solchen Grabhügel mitsamt Wikingerschiff haben nun Archäologen im Südosten Norwegens entdeckt. Mithilfe eines hochauflösenden Bodenradars identifizierten die Forscher des norwegischen Instituts für Kulturgüterforschung (NIKU) rund 50 Zentimeter unter der Bodenoberfläche die Umrisse eines rund 20 Meter langen Schiffes. Während der darüberliegende Grabhügel inzwischen vom Pflügen abgetragen ist, scheint das Schiff zumindest im unteren Teil noch gut erhalten.
„Wir sind sicher, dass hier ein Schiff bestattet ist. Wie viel tatsächlich noch erhalten ist, ist vor weiteren Untersuchungen schwer zu sagen“, sagt Morten Hanisch, Landeskonservator von Østfold. Es gebe aber klare Hinweise darauf, dass der Kiel und der untere Teil des Schiffes in diesem Grab noch bestens konserviert seien. Weitere zerstörungsfreie Untersuchungen sind geplant, um diesen besonderen Fund und die umgebende Landschaft digital zu kartieren.
Weitere Grabhügel und Langhäuser
„Dieser Fund ist ausgesprochen aufregend, da wir bisher nur drei gut erhaltene Wikingerschiffe in Norwegen kennen, alle vor über 100 Jahren ausgegraben“, erläutert Knut Paasche vom NIKU. „Dieses Schiff ist von großer historischer Bedeutung, da wir es mit den modernsten Mitteln der Archäologie untersuchen können.“
Wie weitere Untersuchungen mittels Bodenradar enthüllten, ist das Wikingerschiff nicht die einzige Wikinger-Hinterlassenschaft in diesem Gebiet: „Dieser Schiffsfund liegt nicht isoliert, sondern war Teil eines Gräberfeldes, welches Macht und Einfluss weithin sichtbar repräsentierte“, sagt Lars Gustavsen, Projektleiter von NIKU. In der Nähe des Schiffes haben die Archäologen noch die Überreste von acht weiteren vom Pflug zerstörten Grabhügeln lokalisiert.
Neben den einst monumentalen Grabhügeln hat das Bodenradar noch die Überreste von fünf Langhäusern ans Tageslicht gebracht, einige von ihnen von beachtlicher Größe, wie die Forscher berichten. Damit könnte das neuentdeckte Gräberfeld ähnlich umfangreich sein wie das der Fundstelle Borre in Vestfold auf der gegenüberliegenden Seite des Oslo-Fjords. Sie gilt als eine der reichsten Ansammlungen von Königsgräbern der Wikinger in Skandinavien.
(Ludwig Boltzmann Gesellschaft, 16.10.2018 – NPO)