Umwelt

Ökologischer Waldumbau möglich

Großforschungsprojekt "Zukunftsorientierte Waldwirtschaft" stellt Ergebnisse vor

Deutschlands Wälder müssen umgebaut werden, um in Zukunft bestehen zu können: Aus Monokulturen mit Nadelbäumen sollen Laub- und Mischwälder entstehen. Das ist ein Fazit aus dem Großforschungsprojekt „Zukunftsorientierte Waldwirtschaft“, an dem mehr als einhundert Wissenschaftler von 1998 bis 2004 gearbeitet haben und aus dem jetzt die ersten Ergebnisse vorgestellt wurden.

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Untersucht wurden fünf Modellregionen, darunter das nordostdeutsche Tiefland, das Erzgebirge oder der Schwarzwald. Ziel der Forscher war es, zu prüfen: Wirkt sich ein Umbau des Waldes positiv auf Umwelt und Naturschutz aus und ist er trotzdem ökonomisch rentabel? Inwieweit dies gelingt, schlägt sich auch in diesem Jahr wieder im Waldzustandsbericht nieder, der am 24. Januar veröffentlicht wird.

Begleiter des Menschen in die Neuzeit

Der Deutsche Wald ist ein Mythos: Einst von den Römern als dunkler Ort und als unbezwingbare Barriere verteufelt, die die Eroberung Germaniens verhinderte. Später Heimatort für Sagen und Märchen der Gebrüder Grimm. Und bis in die jüngste Zeit als kranker Patient unter dem Stichwort „Waldsterben“ in den Schlagzeilen. Heute ist ein Drittel der Fläche Deutschlands von Wald bedeckt. Auch wenn Häuser längst aus Beton und Schiffe aus Stahl gebaut werden, die Bedeutung der Wälder nimmt wieder zu. Nicht nur als Klimafaktor im Kyoto-Protokoll sondern auch als Wärmespender. Mit den steigenden

Erdöl- und Erdgaspreisen steigt auch die Nachfrage nach Holz als Brennstoff.

Von Forsten zu naturnahen Wäldern

Der Wald ist wichtig für den Menschen, aber er hat ein Problem: Seit rund 200 Jahren sind in Deutschland überwiegend Monokulturen von Kiefern oder Fichten angepflanzt worden. Anfangs geschah das, um abgeholzte Flächen überhaupt wieder aufzuforsten. Langfristig brachte das aber eine erhöhte Anfälligkeit der Forste gegenüber extremer Witterung und Schädlingen mit sich. „Ziel des Waldumbaues ist es nun, von den Monokulturen weg zu kommen und hin zu dem, was die Natur machen würde wenn man sie denn ließe“, erklärt Daniela Weber vom UFZ, die die Ergebnisse von über einhundert Wissenschaftlern in Buchform zusammengefasst hat.

„Stellen Sie sich vor, Sie haben in Ihrem Garten nur Petersilie angepflanzt und eine Schar Kaninchen fällt dort ein, dann ist klar, wie das ausgeht. Haben Sie in Ihrem Garten aber nicht nur Petersilie, sondern auch anderes Gemüse oder Obst, dann stehen die Chancen wesentlich besser, dass am Ende noch etwas zum Ernten übrig bleibt. Und dasselbe passiert momentan, wenn sich Borkenkäfer oder Buchdrucker über die Kiefernmonokulturen her machen.“ Monokulturen von Fichte, vorwiegend im Mittelgebirgsraum zu finden, sind wiederum empfindlicher gegen Sturmschäden. Mischwälder dagegen sind generell anpassungsfähiger.

Der Trend geht also zu einer standortgerechten Auswahl und damit meist zu Mischwäldern, in dem die ursprüngliche natürliche Baumart dominiert. Das ist in großen Teilen Deutschlands die Buche. Die Wissenschaftler rechnen auch damit, dass die einheimischen Buchen mit dem prognostizierten Klimawandel zu Recht kommen. Das Importieren von Buchenarten aus Südeuropa wäre daher der falsche Weg. „Wir müssen den Waldumbau als langfristigen Prozess begreifen und dort beginnen, wo die Notwendigkeit und die Chancen am Größten sind“, sagt Dr. Martin Jenssen vom Waldkunde-Institut Eberswalde, der das Buchprojekt als wissenschaftlicher Berater unterstützt hat. Je nach Standort sind eben differenzierte Empfehlungen nötig.

Ohne Wissensvermittlung kein Waldumbau

Vom Wald hat jeder eine Vorstellung, doch die wenigsten wissen wirklich, was im Wald passiert und welche Prozesse dort ablaufen. Deshalb hat das Internetprojekt www.zukunftswald.de das Wissen aus dem Großforschungsprojekt „Zukunftsorientierte Waldwirtschaft“ für verschiedene Nutzer aufbereitet. Schüler können mit Horst Förster virtuell durch den Wald streifen und ausprobieren, was es heißt, nachhaltig zu wirtschaften, und wie der Wandel vom Nadel- zum Laubwald in der Praxis aussieht.

(Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle, 24.01.2006 – NPO)

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