„Mami – was ist das für eine Pflanze da auf dem Acker?“ – Immer weniger Menschen kennen die Nutzpflanzen, die auf unseren Äckern wachsen. Abhilfe bietet der Pavillon „Biovision“ auf der Bundesgartenschau (BUGA) in München noch bis zum 9. Oktober. Er soll nicht nur Eltern helfen, Kinderneugier zu befriedigen, sondern auch anschaulich zeigen, wozu die altbekannten Arten heutzutage verwandt werden. Denn längst landen Nutzpflanzen nicht mehr nur im Futtertrog oder auf unserem Tisch sondern auch in unserem Tank, auf unserer Haut oder machen auch sonst ihrer Einstufung als „Nutzpflanze“ alle Ehre.
Wer weiß schon so genau, dass aus Winter-Weizen und Winter-Roggen neben Brot auch der Kraftstoff Bioethanol oder der Energieträger Biogas gewonnen werden kann? Oder dass die Industrie aus Öllein Farben, Linoleum und Kosmetika produziert und aus Mais Stärke für die Papierherstellung, Klebstoffe und biologisch abbaubare Kunststoffe gewinnt? Im Garten der nachwachsenden Rohstoffe des Biovision-Pavillons können die Besucher diese und viele weitere Energie- und Industriepflanzen wachsen sehen. Im Inneren des Pavillons zeigen Exponate, wie die Pflanzen verarbeitet werden. So demonstriert zum Beispiel eine Destille die Herstellung von Ethanol, und der Besucher erfährt wie viele Holzhackschnitzeln man braucht, um einen Liter der neuen synthetischen Biomass-to-liquid-Kraftstoffe (BTL-Kraftstoffe) zu gewinnen.
Zukunftsmarkt Energiepflanzen
Tatsächlich spielen die nachwachsenden Rohstoffe eine immer wichtigere Rolle in der Landwirtschaft. Dieses Jahr bauten sie die deutschen Landwirte schon auf 12 Prozent ihrer Fläche an. Damit hat sich ihre Anbaufläche seit dem Beginn der 90er verfünffacht. Bis zum Jahre 2030 könnten sogar bis zu 4,4 Millionen Hektar statt heute 1,4 Millionen Hektar dafür genutzt werden, ohne die Nahrungsmittelproduktion zu gefährden. Dies entspräche einem Drittel der gesamten Ackerfläche.
Dieses Wachstum sichert und schafft nicht nur Arbeitsplätze im Agrarsektor, es macht Holz, Raps und Co. auch zur ernstzunehmenden Alternative zu den knapper werdenden fossilen Rohstoffen. Aus Biomasse können dank innovativer Verfahren ebenso effizient Wärme, Strom und Kraftstoffe oder qualitativ hochwertige Rohstoffe für die chemische Industrie erzeugt werden, wie aus fossilen Quellen. Hinzu kommen zwei weitere große Vorteile: Nachwachsende Rohstoffe wachsen – wie der Name schon sagt – immer wieder nach und sind bei der Verbrennung weniger klimaschädlich. Denn sie setzten immer nur soviel CO2 frei, wie sie zuvor beim Wachstum gespeichert haben (CO2-Neutralität).
Kulturarten erweitern
Ein weiterer Vorteil wäre, dass der Anbau von nachwachsenden Rohstoffen die Palette der angebauten Arten wieder erweitern würde, denn: Im Nahrungsmittelbereich dominieren heute einige wenige Kulturarten. Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) unterstützt zur Zeit ein bundesweites Forschungsprojekt, das z. B. Sudangras, Lupinen, Leindotter und verschiedene Kleearten daraufhin untersucht, ob sie sich als Energienutzpflanzen eigenen. So könnten nicht zuletzt der Naturschutz und die Vielfalt unserer Kulturlandschaften von „bunten“ Energie- und Rohstoff-Feldern profitieren. Der Pavillon ist der BUGA-Beitrag des Bundesverbraucherschutzministeriums. Die fachliche Unterstützung für den „Garten der nachwachsenden Rohstoffe“, einen der insgesamt vier Themengärten, kam von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe.
Mehr Informationen über die „Ölfelder der Zukunft“ finden Sie unter:
Biovision 2005 und BUGA 2005.
(Kirsten Achenbach/RCOM; FNR, 29.08.2005 – AHE)