Umwelt

Ölkatastrophe: WWF fordert temporären Stopp neuer Bohrungen

Ölbohrvorhaben in der Arktis mit hohem Risiko behaftet

Noch ist die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko in vollem Gange, doch dem weiteren Ausbau der Ölförderung auch in sensiblen Gebieten scheint dies keinen Abbruch zu tun: Am 1. Juli will der Ölkonzern Shell mit Explorationsbohrungen vor der Küste Alaskas beginnen. Die Umweltorganisation WWF hat nun ein Aussetzen aller neuen Bohrvorhaben auf See gefordert. Erst müsse die „Deepwater Horizon“ Katastrophe vollständig aufgearbeitet werden, sonst seien die Risiken für die ein ähnliches Ereignis zu hoch.

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Fast 700 Ölbohr-Lizenzen sind für die Beaufort- und Tschuktschensee vor Alaskas Küsten bereits vergeben. Am 24. Mai soll das Shell -Förderschiff „Frontier Discoverer“ von den Philippinen aus nach Alaska starten. Geplanter Start für die Explorationsbohrungen in der Arktis ist der 1. Juli. Vor Beginn jeglicher neuer Bohrungen in US-Gewässern muss jedoch nach Ansicht der Umweltorganisation WWF die vollständige Aufarbeitung der „Deepwater Horizon“ Katastrophe durch die eingesetzte unabhängige Kommission erfolgen und strengere Sicherheitsvorschriften erlassen werden.

Risiko für einen Blow-Out

„Während man im Golf vom Mexiko noch verzweifelt darum kämpft, die aktuelle Katastrophe unter Kontrolle zu bekommen, wird in Alaska der Startschuss für einen neuen Öl-Rausch in der empfindlichen Arktis abgefeuert“, erklärt WWF-Meeresschutzexperte Stephan Lutter. „Wer jetzt die gleiche Technik ohne umfassende Fehleranalyse unter eisigen, extremen Bedingungen der Arktis einzusetzen will, spielt ökologisches Roulette.“ Das Risiko für einen Blow-Out bestehe unabhängig von der Tiefe, in der gebohrt werde. In extremen Tiefen seien Reparaturarbeiten und technische Möglichkeiten ein Leck einzudämmen stark eingeschränkt. Die von extremer Kälte und Dunkelheit geprägten Bedingungen in der unzugänglichen Arktis seien jedoch noch deutlich schlechter.

Kein Krisenkonzept für die Arktis

Shell plant Explorationsbohrungen ca. 100 – 200 Kilometer vor der Küste Alaskas, in einer Region mit häufigen Stürmen, eisbedecktem Wasser und Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt. „Eine Krisen-Infrastruktur wie sie derzeit im Golf zum Einsatz kommt, existiert in der Arktis einfach nicht. Dort müsste man im Ernstfall ein halbes Jahr warten, bis die Eisdecke geschmolzen ist, um das ausgetretene Öl entfernen zu können“, so Lutter. Ohne ein detailliertes Sicherheitskonzept, wie im Katastrophenfall das Ökosystem der Arktis geschützt werden könne, sollten nach WWF-Ansicht keine Bohrungen in arktischen Gewässern begonnen werden.

Wie Ölkatastrophe im Golf vom Mexiko beweise, sind Offshore-Förderungen auch mit modernster Technik mit unkalkulierbarem Risiko verbunden. „Sicherheit und Risikominimierung müssen erstes politisches Leitprinzip bei der Erteilung von Lizenzen zur Öl- und Gasforderung auf See werden“, so Lutter weiter. Auch die derzeit geplanten Bohrungen westlich von Irland und Schottland, den Färöer Inseln, und in der Barentssee stellen ein Risiko für die europäischen Meere und Küsten dar.

Mehr zur Ölkatastrophe im Golf von Mexico.

(WWF, 25.05.2010 – NPO)

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