Einzigartiger Fund: Der Gletschermann Ötzi führte auf seinem letzten Gang eine Bogensehne mit sich – sie ist die älteste der Welt. Die Bogenschnur besteht aus drei miteinander verdrillten Beinsehnen eines Tieres und passt in Länge und Dicke perfekt zu Ötzis nicht ganz fertiggestelltem Bogen. Zusammen mit dem gut erhaltenen Köcher ist dies die älteste erhaltene Jagdausrüstung aus der Jungsteinzeit, wie die Forscher berichten
Vor 5.300 Jahren starb ein Mann auf dem Tisenjoch in den Ötztaler Alpen – wahrscheinlich durch Mord. Seine Überreste aber wurden bis heute im Gletschereis konserviert. Die Gletschermumie „Ötzi“ bietet uns deshalb einzigartige Einblicke in sein Leben und seine Zeit. Wir kennen seine Krankheiten, seine letzte Mahlzeit, seine Herkunft und sogar den Weg, den er bei seinem letzten Aufstieg in die Berge nahm.
Blick in Ötzis Köcher
Jetzt haben Jürgen Junkmanns von der Universität Bern und seine Kollegen im Zusammenhang mit Ötzi eine weitere Entdeckung gemacht. Bereits beim Fund der Eismumie hatte man in seiner unmittelbaren Umgebung auch einen halbfertigen Bogen aus Eibenholz und einen Köcher aus Rehfell oder Rehleder geborgen. Im Inneren barg der Köcher 14 Pfeile mit Schäften aus Ästen des Schneeballstrauchs und jeweils drei mit Birkenpech angeklebten Vogelfederhälften – sie sind die einzige in Europa erhaltenen Pfeilbefiederung aus der Jungsteinzeit.
Doch Ötzis Köcher enthielt noch etwas: Die getrocknete und zusammengeknäulte Beinsehne eines Tieres und eine rund zwei Meter lange verdrillte Kordel, die Archäologen zunächst für ein Seil aus Pflanzenmaterial hielten. „Die rund vier Millimeter dicke Kordel besteht aus drei eng miteinander verdrillten Strängen“, berichten Junkmanns und sein Team. „Ein Ende der Schnur ist mit einem Knoten gesichert.“ Trotz einiger Spekulationen über ihren Zweck wurde diese Kordel bisher nie näher untersucht.