Archäologie

„Ostereier“ gab es schon vor 5.000 Jahren

In der Bronzezeit waren verzierte Straußeneier ein echtes Luxusgut

Straußenei
Dieses verzierte Straußenei stammt aus einem rund 2.600 Jahre alten Etrusker-Grab in Italien. Damals waren solche Deko-Eier ein Statussymbol der Eliten. © Tamar Hodos/ University of Bristol

Begehrtes Luxusgut: Verzierte Eier sind keine Erfindung der Neuzeit, sondern waren schon in der Bronzezeit beliebt. Damals allerdings waren es Straußeneier, die als Handelsware, Tauschgut oder Geschenk bei den Eliten des Mittelmeerraums en Vogue waren. Die oft über weite Strecken importierten Eier wurden mit roter und schwarzer Farbe bemalt und durch Einkerben oder Abschleifen mit Ornamenten versehen, wie eine Studie jetzt enthüllt.

Dass gerade an Ostern Eier eine so große Rolle spielen, ist kein Zufall. Denn schon in der Antike galten Eier als Symbol der Fruchtbarkeit und des neuen Lebens – schließlich schlüpfen aus ihnen die Küken. Das Christentum wandelte dies ab und machte das Ei zum Symbol der Auferstehung, aber auch zum Anzeichen für das Ende der kargen Fastenzeit.

Deko-Straußenei
Nahaufnahme einer Verzierung auf der Schale eines Straußeneis. © Tamar Hodos/ University of Bristol

Deko-Eier im XXL-Format

Doch Eier spielten schon lange dem Christentum und selbst vor der Antike eine wichtige Rolle, wie unter anderem Grabbeigaben aus dem Mittelmeerraum belegen. Denn in der Bronze- und Eisenzeit waren kunstvoll verzierte und bemalte Eier ein begehrtes Luxusgut der Eliten. Allerdings gaben sie sich dabei nicht mit gewöhnlichen Hühnereiern ab, sondern bevorzugten die große Variante – Straußeneier.

Diese Eier wurden aufwändig mit roter und schwarzer Farbe bemalt, mit aufwändig eingekerbten Verzierungen versehen und dann in ein ebenso kunstvolles Gestell aus Elfenbein, Metall oder Porzellan eingesetzt. „Unter den Motiven der Verzierungen waren Tiere, Pflanzen und geometrische Muster, aber auch Soldaten oder Streitwagen“, berichten Tamar Hodos von der University of Bristol und ihre Kollegen.

Riskante Beschaffung

Wer damals ein solches Schmuckei besaß, konnte sich zur Oberklasse seines Volkes zählen: „Straußeneier waren ähnlich wie andere dekorative Objekte aus Elfenbein, Bronze, Silber oder Gold Statussymbole der Eliten dieser Kulturen“, sagen die Forscher. Vor rund 5.000 Jahren gab es diese Schmuckeier zunächst in Mesopotamien und der Levante, im Verlauf der Bronze- und Eisenzeit wurden sie dann auch bei den Eliten in Italien, Spanien und Griechenland immer beliebter.

Günstig waren diese verzierten Straußeneier nicht, denn ihre Produktion war enorm aufwändig. Dies begann schon damit, dass die Eier erst einmal beschafft werden mussten. „Strauße waren damals zwar in Nordafrika und dem östlichen Mittelmeerraum heimisch“, erklärt Hodos. Doch an die Eier dieser großen und wehrhaften Vögel zu kommen, war ein riskantes Unternehmen. Denn wie das Team anhand von Analysen der Eierschalen festgestellt hat, stammten die verzierten Eier in der Regel von wildlebenden Straußen.

Tiermotiv
Häufige Motive waren Tiere, Pflanzen, aber auch geometrische Muster. © Tamar Hodos/ University of Bristol

Aufwändige Bearbeitung

Ebenso aufwändig war die Verzierung der Straußeneier. „Wir haben herausgefunden, dass die Eier erst einmal getrocknet werden mussten, bevor ihre Schale verziert wurde“, sagt Hodos. Das erforderte geeignete Lagerräume und reichlich Zeit. Und auch die Verzierung selbst war aufwändig und erstaunlich vielfältig. Die damaligen Künstler nutzten ganz unterschiedliche Werkzeuge und Techniken, um die gewünschten Motive auf die Eierschalen zu bringen.

„Das unterstreicht die Kunstfertigkeit der damaligen Handwerker“, sagt Hodos. Interessanterweise lassen sich die Motive und Techniken kaum lokalen Traditionen zuordnen. Nach Ansicht der Wissenschaftler spricht dies dafür, dass sowohl die Rohware als auch die fertig dekorierten Eier kreuz und quer über den gesamten Mittelmeerraum hinweg gehandelt und getauscht wurden.

„Das gesamte System der Straußenei-Dekoration war demnach weit komplizierter als wir es uns jemals vorgestellt hätten“, sagt Hodos. „Gleichzeitig belegen diese Luxusgüter, dass die Welt damals stärker vernetzt war als man lange angenommen hat.“ (Antiquity 2020; doi: 10.15184/aqy.2020.14)

Quelle: University of Bristol

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