Archäologie

Osterinsel: Windwechsel brachte polynesische Siedler

Forscher finden Erklärung für späte Besiedelung der Osterinsel und Neuseelands

Statuen auf der Osterinsel - ihre Schöpfer kamen wahrscheinlich einst aus Polynesien. © Jantoniov/ CC-by-sa 3.0

Günstige Winde: Forscher haben geklärt, warum die Polynesier die Osterinsel und Neuseeland erst vor rund tausend Jahren in größerem Maße besiedelten: Vorher verhinderten vorherrschende Ostwinde die Kolonisierung. Erst als im 9. und 13. Jahrhundert das Klima umschlug und Südwestwinde häufiger wurden, konnten die Kanus vor dem Wind nach Osten und Süden segeln, wie australische Forscher im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“ berichten.

Schon vor tausenden von Jahren besiedelten Menschen die Inselwelt Polynesiens. Mit Hilfe von Auslegerbooten und Doppelrumpfkanus breiteten sie sich dabei vom Festland und den Philippinen kommend immer weiter nach Osten und Süden aus. Neuseeland und die weit östlich gelegene Osterinsel erreichten diese frühen Siedler allerdings erst mit großer Verzögerung: Erst im 13. Jahrhundert nach Christus wurden auch diese Inseln kolonisiert, wie archäologische Funde nahelegen.

Erreichbar nur gegen den Wind?

Schon seit langem rätselt man, wie die frühen Polynesier es schafften, mit ihren einfachen Booten hunderte von Kilometern über das offenen Meer zu fahren – und das zudem entgegen der vorherrschenden Windrichtung. Denn in dieser Region weht normalerweise ein ausgeprägter Ostwind. Um die Osterinsel zu erreichen, hätten die Polynesier daher gegen den Wind kreuzen müssen. Doch mit ihren simplen Segelbooten war dies eigentlich kaum machbar.

Ian Goodwin von der Macquarie University in Sydney und seine Kollegen haben daher anhand von Klimamodellen untersucht, ob es früher möglicherweise Perioden gab, in denen sich die vorherrschende Windrichtung umkehrte oder zumindest so veränderte, dass ein Segeln vor dem Wind möglich war.

Eine Umkehrung der üblichen Ostwinde ermöglichte den Polynesiern die Fahrt zur Osterinsel © Goodwin et al./ PNAS

Windwechsel ermöglichte die Passage

Und tatsächlich: Von 800 bis 910, 1080 bis 1100 und dann wieder zwischen 1250 und 1280 sorgte eine Anomalie in der atmosphärischen Zirkulation dieser Region dafür, dass statt der normalerweise vorherrschenden Ostwinde Südwestwinde dominierten, wie die Forscher berichten. Das öffnete den Polynesiern ein Zeitfenster, in dem zuvor unerreichbare Inseln wie Neuseeland und die Osterinsel nun plötzlich gut per Segelboot zu erreichen waren. Diese Zeiten stimmen gut mit denen archäologischer Funde und der Kulturentwicklung auf Neuseeland und der Osterinsel überein.

„Unsere rekonstruierten Segelbedingungen zeigen, dass alle während der Kolonisierung Ostpolynesiens genutzten Seerouten auch durch Boote überwunden werden konnten, die nicht gegen den Wind segeln konnten“, konstatieren die Forscher. Gleichzeitig erklärt diese Anomalie, warum der Seeverkehr zwischen Polynesien und Neuseeland oder der Osterinsel nach 1300 abbrach: Zu dieser Zeit hatten sich die Windbedingungen wieder normalisiert, so dass den Polynesiern der Weg nach Süden und Osten wieder abgeschnitten war. (Proceedings of the National Academy of Sciences, 2014; doi: 10.1073/pnas.1408918111)

(PNAS, 30.09.2014 – NPO)

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