Erstmals wollen Wissenschaftler im Jahr 2008 ein kontinuierliches Profil der Eisdicken von der kanadischen Küste über den Nordpol hinweg bis zur sibirischen Arktis erstellen. Kern des Projekts ist die Überquerung des Nordpols mit einem Zeppelin. Das Luftschiff wird mit einer elektromagnetischen Sonde bestückt, die vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung entwickelt wurde. Das spektakuläre Projekt des französischen Arztes Jean-Louis Etienne wird vom französischen Ölkonzern Total finanziert und heute in Berlin vorgestellt.
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Die eisbedeckte Fläche im Arktischen Ozean nimmt stark ab. Dieser Rückgang im Norden steht im Gegensatz zur Meereisbedeckung in der Antarktis, die sogar leicht zunimmt. „Über die regionale Verteilung der Eisdicke in Arktis und Antarktis und ihre zeitliche Veränderung ist fast nichts bekannt“, erläutert Christian Haas, Geophysiker am Alfred-Wegener-Institut. „Dies liegt an den großen methodischen Schwierigkeiten, die Dicke der nur wenige Meter mächtigen Eisschollen zu messen und an den schwierigen logistischen Bedingungen, um in die zentrale Arktis vorzustoßen.“ Die Entwicklung der Eisbedeckung in den Polarmeeren gehört zu den Schlüsselfragen der Klimaforschung und zählt damit zu den zentralen Forschungsthemen im Internationalen Polarjahr 2007/2008.
Ein elektromagnetischer Vogel über der Arktis
Das Alfred-Wegener-Institut führt als einziges Forschungsinstitut weltweit seit 1991 sporadische Eisdickenmessungen in der hohen Arktis zwischen Spitzbergen, dem Nordpol, und der kanadischen Küste durch. Mit Hilfe des privat organisierten, französischen PoleAirship-Projekts kann die Forschung nun einen großen Schritt vorankommen. Denn der Arzt und Forschungsreisende Jean-Louis Etienne wird mit finanzieller Unterstützung des französischen Ölkonzerns Total die einmalige Möglichkeit bieten, die Arktis mit einem Luftschiff zu überqueren. Dabei kann das vom Alfred-Wegener-Institut entwickelte Eisdickenmessgerät, auch „EM-Bird“ genannt, erstmals kontinuierliche, großräumige Eisdickendaten aus der gesamten Arktis gewinnen.
Das Luftschiff soll im April 2008 von Spitzbergen via Nordpol zur kanadischen Küste und dann weiter nach Alaska fliegen und dabei die wesentlichen Meereisgebiete der Arktis vermessen. Somit wird ein wichtiger Datensatz gewonnen, der Vergleiche mit älteren Messungen erlaubt und als Referenz für zukünftige Kampagnen dienen kann. Nach Abschluss der Expedition wird somit erstmalig ein kontinuierliches Eisdickenprofil von der kanadischen Küste über den Nordpol hinweg bis in die sibirische Arktis vorliegen.
Zunächst Hubschrauber im Einsatz
Die PoleAirship-Mission ist dabei auch im Kontext des seit Dezember 2005 laufenden EU-Großprojektes DAMOCLES (Developing Arctic Modelling and Observing Capabilities for Long-term Environmental Studies) zu sehen, in dem 44 wissenschaftliche Institutionen aus 10 europäischen Ländern umfangreiche Untersuchungen der Atmosphäre, des Meereises und des Ozeans vornehmen.
Im April 2007 wird das PoleAirship-Projekt bereits ohne Luftschiff zum Nordpol aufbrechen, um einen ersten Referenzdatensatz mit Hubschrauberhilfe zu gewinnen und um die Genauigkeit des Messverfahrens zu überprüfen. Dabei werden Taucher und ein ferngesteuertes Unterwasserfahrzeug eingesetzt, um Vergleiche der elektromagnetisch gemessenen mit der tatsächlichen Dicke der bis zu 50 Meter mächtigen Presseisrücken durchführen zu können. Das Team wird in Zelten auf dem Eis leben und durch Flugzeuge aus der Luft versorgt.
(Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung, 05.04.2007 – DLO)