Klima

Permafrost gibt gewaltige CO2-Menge ab

Zwei Drittel des Permafrosts werden bis zum Jahr 2200 auftauen

Permafrostgebiete © University of Colorado

Bis zum Jahr 2200 könnten bis zu zwei Drittel des Permafrosts auf unserem Planeten aufgetaut sein. Diese Folge des Klimawandels wird eine gewaltige Freisetzung von Kohlendioxid und damit von klimawirksamem Treibhausgas nach sich ziehen. Wie viel CO2 genau emittiert wird, haben jetzt amerikanische Forscher ermittelt. Sie kamen auf 190 Milliarden Tonnen – eine Menge, die der Hälfte des gesamten seit 1820 von uns in die Atmosphäre geblasenen Kohlenstoffs entspricht. Diese zusätzlichen Treibhausgase erschweren den Klimaschutz nun noch weiter.

22,79 Millionen Quadratkilometer Boden und damit fast ein Viertel der Landfläche auf der Nordhalbkugel sind nahezu permanent gefroren. In den polaren Breiten von Alaska über Nordskandinavien bis Sibirien sorgt der Frost dafür, dass organische Stoffe wie Pflanzenwurzeln oder verwelkte Blätter nicht von Mikroben abgebaut und daher nahezu unzersetzt abgelagert werden. Entsprechend groß ist die Menge des seit der letzten Eiszeit in den arktischen Böden gespeicherten Kohlenstoffs.

Doch der Permafrost ist auf dem Rückzug: Durch die Klimaerwärmung beginnen die arktischen Böden immer weiter zu tauen. Damit aber stehen die organischen Stoffe, die seit rund 12.000 Jahren im Boden konserviert waren, auch der bakteriellen Zersetzung wieder zur Verfügung und geben dabei große Mengen CO2 ab. Wie viel Treibhausgas das arktische Tauwetter jedoch in Zukunft bringen wird, war bisher unklar. Forscher des Cooperative Institute for Research in Environmental Sciences (CIRES) unter Leitung von Kevin Schaefer haben dies nun erstmals ermittelt.

Wie viel Permafrost taut bis 2200?

Die Wissenschaftler des von der amerikanischen Forschungsbehörde NOAA und der Universität von Colorado gemeinsam unterhaltenen Instituts nutzten verschiedene Klimamodelle um entsprechend den Szenarien des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) unterschiedliche Raten des zukünftigen Temperaturanstiegs in der Arktis zu simulieren. Diese kombinierten sie mit Modellen der Landoberfläche, um festzustellen, wann welche Bodengebiete auftauen. Daraus und basierend auf aktuellen Messungen der Gasemissionen in der Arktis ermittelten die Forscher dann, wie viel Kohlendioxid von den Permafrostgebieten bis zum Jahr 2200 freigesetzt werden wird.

Permafrost © University of Colorado

Freisetzung von 190 Milliarden Tonnen CO2

Das Ergebnis: Bis zum Jahr 2200 werden je nach Szenario 30 bis 60 Prozent des Permafrosts auf unserem Planeten verschwunden sein. Dies wiederum wird die Freisetzung von 190 Milliarden Tonnen Kohlenstoff verursachen – das meiste davon bereits in den nächsten 100 Jahren. Diese Menge entspricht einem Fünftel des heutigen Gesamt-CO2-Gehalts der Atmosphäre von mehr als 380 parts per million (ppm).

Die gesamten bisherigen anthropogenen Kohlenstoffemissionen der industrialisierten Menschheit seit etwa dem Jahr 1820 machen etwa 435 Milliarden Tonnen aus. Doch der Permafrost könnte, wie sich nun gezeigt hat, zukünftig hier noch einmal deutlich mehr „drauflegen“ als gedacht: „Die Menge, die nach unseren Erwartungen aus den Permafrostgebieten abgegeben werden wird entspricht der Hälfte der gesamten CO2-Emissionen seit Beginn der Industrialisierung“, so Schaefer.

Klimaschutz muss zusätzliche Emissionen berücksichtigen

Diese Freisetzung von Treibhausgasen aus dem auftauenden Permafrost hat klare Auswirkungen auf das zukünftige Klima, sie trägt zum Klimawandel bei und beschleunigt ihn weiter. Gleichzeitig bedeutet dies, dass auch die Klimaschutzbemühungen entsprechend angepasst werden müssen:

„Wenn wir einen Maximalwert der Kohlendioxid-Reduktion erreichen wollen, dann müssen wir die Emissionen von fossilen Brennstoffen noch weiter herunterschrauben als gedacht, um auch das zusätzliche CO2 aus dem Permafrost auszugleichen. Sonst werden wir mit einer deutlich wärmeren Erde als gewünscht enden“, so Schaefer. „Wir glauben, dass es wichtig ist, diese Warnung jetzt auszusprechen.“

Video zur Permafost-Studie

(University of Colorado, 17.02.2011 – NPO)

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