Geowissen

Peru: Bewässerung machte Flussoasen fruchtbar

Geographen erforschen Entwicklung der Kulturlandschaft im Palpa-Tal im Süden Perus

Die Bewässerung mit sedimentbefrachtetem Flusswasser ließ mächtige Terrassen entstehen. © Jussi Baade/FSU

Nicht unregelmäßige Überschwemmungen, sondern kontinuierliche Bewässerungen durch den Menschen haben die fruchtbaren Terrassen im Palpa-Tal im Süden Perus erschaffen. Dies konnten jetzt Jenaer Wissenschaftler in einer neuen Studie zeigen. Der Bewässerungsfeldbau in der Küstenwüste begann danach bereits vor mindestens 3.500 Jahren.

Wasser bedeutet Leben. Besonders augenfällig wird das an Oasen, die mitten in einer Wüste liegen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Hochkultur des Alten Ägyptens, die auf den segensreichen Hochwassern des Nils beruhte. Nicht ganz so lange sind die Flussoasen in der Küstenwüste von Peru besiedelt.

Palpa-Tal im Visier der Forscher

Jussi Baade und sein Mitarbeiter Ralf Hesse von der Universität Jena haben mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) die Entwicklung der Kulturlandschaft im Palpa-Tal im Süden Perus erforscht. Sie konnten belegen, dass die bis zu vier Meter mächtigen Terrassen durch die kontinuierliche Bewässerung mit sedimentbefrachtetem Flusswasser entstanden sind.

„Bei unseren Untersuchungen haben wir festgestellt, dass sich jedes Jahr bis zu drei Millimeter Boden abgesetzt hat. Bislang wurde davon ausgegangen, dass unregelmäßig auftretende Überschwemmungen diese Terrassen im Palpa-Tal entstehen ließen“, sagt Baade. Bei dieser Theorie sei von einem Klimawandel in der Küstenwüste Perus ausgegangen worden, der sich nicht bestätigen ließ.

Abfolge der Bodenschichten analysiert

Im Rahmen ihrer Forschungen vor Ort hoben die Wissenschaftler zahlreiche Gruben aus, um die Abfolge der Bodenschichten zu analysieren. Mittels sedimentologischer Untersuchungen konnten sie zeigen, dass die Entstehung der Terrassen im Wesentlichen auf den jahrtausendelangen saisonalen Eintrag von Sediment durch die Bewässerung mit Flusswasser zurückzuführen ist. Das Vorhandensein von Holzkohle und Keramikscherben werten die Forscher als weiteren Beleg für die landwirtschaftliche Nutzung.

Mit der Radiokohlenstoffmethode wurde auch das Alter der Proben bestimmt. Die ersten Bewässerungsböden sind demnach zwischen 4.900 und 3.500 Jahre alt. Ihr heutiges Ausmaß erreichte die Bewässerungsfläche wohl bereits vor 2.150 bis 1.300 Jahren, also deutlich vor der spanischen Besiedlung.

Robustes traditionelles System

Die Bewohner der Flussoase entlang des Rio Palpa und des Rio Vizcas, die beide in den Rio Grande münden, profitieren bis heute von einem ausgeklügelten System der Kanalbewässerung. Sie bauen unter anderem Kichererbsen, Baumwolle, Mais, Mangos und Zitrusfrüchte an. Offensichtlich wirkt sich der Unterschied im Höhenniveau zwischen Äckern und Fluss positiv aus.

„Wir haben kaum Versalzungen festgestellt“, sagt Hesse. Das liege wohl auch daran, dass das eingeleitete Wasser nach unten sickern kann. Von Vorteil war zudem die Begrenzung der Anbauflächen auf etwa 2,5 mal zehn Kilometer – vergleichbar mit der Ausdehnung des Saaletals bei Jena. Dass noch heute in diesem Gebiet Bewässerungslandwirtschaft betrieben wird, zeigt, wie robust das traditionelle System des Bewässerungsfeldbaus hier ist, so die Forscher.

(idw – Universität Jena, 15.10.2008 – DLO)

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