Schützende Tröpfchen: Ein überraschend alltägliches Phänomen könnte die Bildung der ersten Lebensbausteine ermöglicht haben. Denn sie wären in der Ursuppe eigentlich schnell wieder zerfallen. Doch ein Experiment zeigt, dass das nicht sein muss: Der Mechanismus der Phasentrennung könnte den Molekülen den nötigen Schutz geboten haben – solange, bis die ersten Zellen diese Funktion übernahmen.
Wie entstand das erste Leben auf der Erde? Und wo bildeten sich die ersten Lebensbausteine? Bisher gibt es auf diese Fragen keine eindeutigen Antworten. Einer der Gründe dafür: Viele komplexeren Biomoleküle sind chemisch instabil. Sie bleiben nur dann bestehen, wenn Energie zugeführt wird oder ihre Konzentration künstlich niedrig gehalten wird. In lebenden Organismen sorgt schützende Zellumgebung dafür.
Doch in den Gewässern der Urerde gab es bei der Bildung der ersten Lebensbausteine noch keine schützenden Zellen. Wie also konnten damals trotzdem komplexe Biomoleküle entstehen, ohne sofort wieder zu zerfallen? Bisher haben Forscher dazu mehrere Hypothesen aufgestellt. So könnten Poren in Tongestein, in erstarrter Lava von Untersee-Vulkanen, in Schichtsilikaten oder kleinen Geysir-Tümpeln die nötigen Reaktionskammern geliefert haben.
Wirkte die Phasentrennung mit?
Eine weitere Möglichkeit haben nun Marta Tena-Solsona von der Universität München und ihre Kollegen untersucht. Ihre Vermutung: Vielleicht sorgte ja der simple Prozess der Phasentrennung für die nötigen Reaktionsräume in der Ursuppe. Eine solche Phasentrennung findet beispielsweise statt, wenn man eine Salatsauce aus Essig und Öl stehen lässt: Das Öl bildet auf den wässrigen Bestandteilen eine Schicht.