Über 200 Arten von räuberischen Pilzen leben heute in den verschiedensten Bodenlebensräumen der Erde. Doch auch schon zu den Zeiten der Dinosaurier gingen Bodenpilze auf Beutefang. Dies haben jetzt deutsche Wissenschaftler bei der Untersuchung von kreidezeitlichem Bernstein aus Südwestfrankreich herausgefunden. Die Paläontologen berichten über ihre Ergebnisse im Wissenschaftsmagazin Science.
Die aktiven Beutegreifer unter den Pilzen ernähren sich heutzutage von Kleinstlebewesen wie Fadenwürmern, so genannten Nematoden. Die „Beute“ wird dabei mit klebrigen Fanghyphen – fadenförmige Zellen der Pilze – Fangnetzen oder ringförmigen Hyphen gefangen und anschließend infiziert und verdaut.
Klebrige Fangorgane
In 100 Millionen Jahre altem Bernstein aus der Kreidezeit haben die Paläontologen Alexander Schmidt und Vincent Perrichot vom Museum für Naturkunde zu Berlin und Heinrich Dörfelt von der Martin-Luther-Universität Halle nun fossile Pilze entdeckt, die ebenfalls solche Hyphenringe als Fangorgane besaßen.
Die Analyse der sehr detailliert erhaltenen Merkmale der Pilze und ihrer Beute – winzigen Fadenwürmern – ermöglichte den Wissenschaftlern sogar die Rekonstruktion des gesamten Lebenszyklus des archaischen Pilzes. Das Resultat: Trotz der gleichen räuberischen Lebensweise sind die fossilen Pilze nicht mit heutigen karnivoren Pilzen verwandt.
Uraltes Bodenökosystem
Zusammen mit zahlreichen bodenbewohnenden Insekten und Mikroben, die ebenfalls im Bernstein eingeschlossen sind, war der Pilz damals jedoch Teil eines artenreichen urzeitlichen Bodenökosystems mit komplexen Wechselbeziehungen, so die Wissenschaftler.
Der Fund fossiler räuberischer Pilze zeigt, dass diese ökologische Nische bereits in der Kreidezeit eingenommen wurde, jedoch gingen vor 100 Millionen Jahren andere Pilze auf Beutefang als heute. Fangmechanismen bei räuberischen Pilzen sind nach Einschätzung der Paläontologen demnach im Verlauf der Erdgeschichte mehrmals unabhängig voneinander entstanden.
(idw – Humboldt-Universität zu Berlin, 24.12.2007 – DLO)