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Pionier der Polarforschung geehrt

125. Todestag des Polarforschers Carl Weyprecht

Gedenkmünze zum 125. Todestag des Polarforschers Carl Weyprecht © Münze Österreich

Der Polarforscher und Geophysiker Carl Weyprecht, der dem Franz Josef-Land in der Arktis einst seinen Namen gab, starb vor 125 Jahren. Der wissenschaftlich ausgebildete Marineoffizier leitete in den Jahren 1882 – 1874 eine österreichisch-ungarische Polarexpedition zur Erkundung der Nordostpassage. Auf Drängen Weyprechts entstand daraufhin das erste Internationale Polarjahr, aus dem der bedeutende Antarktis-Vertrag hervorging. Dieses findet im kommenden Jahr zum dritten Mal statt.

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„Das ideale Ziel unserer Reise war die nordöstliche Durchfahrt, ihr eigentlicher Zweck aber galt der Erforschung der Meerestheile oder Länder nordöstlich von Nowaja-Semlja“, heißt es in einem Bericht über die Expedition von 1876. Doch ihre offiziellen Ziele erreichten Weyprecht und seine Mannschaft nicht. Sie kehrten nicht einmal auf eigenem Kiel nach Hause zurück, da ihr Schiff im Eis steckend aufgegeben werden musste – ein damals häufiges Schicksal polarer Expeditionen.

Endlich Land in Sicht…

Allerdings erblickten sie am 30.August 1873 von ihrem im Eis eingeschlossenem Schiff gleißende Gipfel in der strahlenden Sonne. Sie jubelten und freuten sich, neu entdecktes Land erreicht zu haben. Zu Ehren des Kaisers nannten sie es Franz-Josef Land. Sie wussten jedoch nicht, dass schon 1868 der Norweger Nils Frederick Rönnebeck einige der Inseln vermessen und unter dem Namen Rönnebecks Land für Norwegen beansprucht hatte. Trotzdem gelten die Namen, die die Expedition den einzelnen Inseln gab noch heute.

Doch Weyprecht brachte etwas weit Wertvolleres von seinem fast zwei-jährigem Aufenthalt in den polaren Breiten mit: wissenschaftliche Einblicke. Weyprecht, dessen Todestag sich in diesen Tagen zum 125. Mal jährt, plädierte aufgrund seiner Erfahrungen für eine intensivere Erforschung des Gebietes: „Die arktische Forschung ist für die Kenntnis von den Naturgesetzen von höchster Bedeutung“, schrieb er in seinem Aufsatz zu den “Grundprinzipien der arktischen Forschung“. Von 1875 bis 1879 setzte er sich unermüdlich dafür ein, dass rund um die Arktis ein Netz von Stationen langfristige Beobachtungen vornehmen und so das Wissen um die Prozesse in der Arktis mehren sollte. Auf der zweiten internationalen Meteorologen-Konferenz in Rom 1879 fand er Gehör. Noch im selben Jahr gründete sich in Hamburg die Internationale Polarkommission in der Deutschen Seewarte in Hamburg.

Initiator des ersten internationalen Polarjahres

Carl Weyprecht © NASA

Georg von Neumayer, damaliger Leiter der Seewarte übernahm den Vorsitz. Er griff Weyprechts Idee auf und erweiterte sie um die Antarktis. Im Jahre 1882 beteiligten sich zwölf Nationen mit insgesamt 15 abgestimmten Expeditionen in Arktis und Antarktis am ersten internationalen Polarjahr – dem bis dahin größten wissenschaftlichen Projekt. Weyprecht erlebte die Realisation seines Traumes nicht mehr – er starb am 29. März 1881 in Michelstadt. Sein Traum aber lebt weiter: Am zweiten Polarjahr 1922/23 beteiligten sich bereits 67 Staaten. Am internationalen Geophysikalischen Jahr 1957/58 – einer erweiterten Version des Polarjahres – beteiligten sich weltweit 80.000 Wissenschaftler. Ein direktes Resultat ist der Antarktis-Vertrag – ein einmaliges Vertragswerk, das die Antarktis schützt und für die friedliche Forschung reserviert.

Das nächste Internationale Polarjahr startet 2007/08. Die alarmierenden Meldungen über die starke Erwärmung in der Arktis aufgrund des Treibhauseffektes lassen wichtige Erkenntnisse erwarten. Doch auch heute fordern diese extremen Gebiete der Erde Forschern noch Abenteuergeist und körperlichen Einsatz ab. Wenn auch in anderem Umfang, als ihn Weyprecht und seine Mannschaft leisten mussten: Nachdem sie ihr Schiff in der Nähe des Franz-Josef-Landes verließen, zogen sie 90 Tage über das Packeis. Dabei zogen sie ihren Proviant in vier Rettungsbooten auf Kufen über das unebene Eis. Die Teilnehmer des kommenden Internationalen Polarjahres dürfen wohl auf weitaus mehr Komfort hoffen…

(Kirsten Achenbach/RCOM, 04.04.2006 – AHE)

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