6,4 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle landen jedes Jahr in den Weltmeeren – mit fatalen Folgen. Dies zeigt der Dokumentarfilm „Plastic Planet“, der heute in den deutschen Kinos anläuft. Der Wiener Regisseur Werner Boote schildert darin in eindrucksvollen Bildern aber auch, dass Plastik nicht nur in den Ozeanen zu einer globalen Bedrohung geworden ist. Er stellt Fragen, die uns alle angehen: Warum ändern wir unser Konsumverhalten nicht? Warum reagiert die Industrie nicht auf die Gefahren? Wer ist verantwortlich für die Müllberge in Wüsten und Meeren? Wer gewinnt dabei? Und wer verliert?
„Unsere Meere sind nicht nur überfischt, sondern auch zunehmend vermüllt. Dieser Schaden ist oftmals irreparabel. Politiker dürfen nicht weiter wegschauen, sondern müssen das Problem so schnell wie möglich auf Bundes- wie auf Europaebene angehen“, sagt NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Die Natur- und Umweltschutzorganisation unterstützt den Film als Umweltpartner für den Meeresschutz sowie für die Abfall- und Kreislaufwirtschaft.
Nur die Spitze eines Eisbergs
Hunderttausende Meerestiere verenden laut dem NABU jedes Jahr an den Folgen des Plastikmülls. Betroffen sind Seevögel und Meeressäuger, aber auch Schildkröten und Fische. Die Tiere verfangen sich in alten Fischernetzen und ertrinken qualvoll oder sie verwechseln Plastik mit Nahrung. Allein die Nordsee wird jährlich mit mehr als 20.000 Tonnen Müll belastet. Hauptverantwortlich dafür sind einem jüngst veröffentlichten Bericht des Umweltbundesamtes zufolge die kommerzielle Schifffahrt und die Fischerei.
„Was wir an den Küsten und auf dem Wasser sehen, ist nur die Spitze des Eisbergs. Mehr als 70 Prozent des Mülls sinkt zum Meeresboden und bleibt unseren Augen verborgen“, sagt NABU-Meeresexperte Kim Detloff. Der NABU setzt sich bereits seit Jahren für Müllvermeidung, nachhaltige Ressourcennutzung und mehr Recycling ein. „Indem wir unserer Konsum- und Wegwerfverhalten ändern und Müll vermeiden, können wir dazu beitragen die faszinierende Meereswelt zu erhalten“, erklärt Detloff.
Illegale Entsorgung kein Kavaliersdelikt
Aber auch politische Maßnahmen seien nötig. Zwar habe die im Juni 2008 veröffentlichte EU-Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie zusätzliche Möglichkeiten zum Schutz der Meere geschaffen, diese müssten aber auch rechtsverbindlich verankert werden.
„Um wirklich Erfolge zu erzielen, muss die Abfallrückgabe am Hafen in Zukunft kostenfrei sein und illegale Entsorgung darf nicht mehr als Kavaliersdelikt gelten. Wir brauchen mehr Kontrollen auf See und härtere Strafen bei Verstößen“, fordert Detloff.
(NABU, 25.02.2010 – DLO)