Neuer Blick auf das ewige Eis: Forscher haben die Bewegungen des Eises in der Antarktis so genau kartiert wie nie zuvor. Basierend auf den Daten von sechs Satelliten erfasst ihre neue Karte den Eisfluss von 80 Prozent des Kontinents bis auf 20 Zentimeter pro Jahr genau – das ist zehnmal präziser als alle früheren Kartierungen. Damit liefert die neue Antarktiskarte eine bessere Basis vor allem für die Klimaforschung.
Die Antarktis ist das größte Eisreservoir der Erde – und noch immer einer der am wenigsten erforschten Kontinente. Während die Küstengletscher, die großen Schelfeise und die westantarktische Halbinsel relativ gut untersucht sind, gilt dies für die Ostantarktis und das eisige Innere der Antarktis nicht. Gerade einmal 20 Prozent der Gletscher und Eismassen dort waren bisher in ihrer Bewegung genauer kartiert.
Sechs Satelliten und 25 Jahre an Daten
Das hat sich nun geändert. Denn Jeremie Mouginot von der University of California in Irvine und sein Team haben nun eine neue Karte der antarktischen Eisbewegungen erstellt. Sie beruht auf 25 Jahren an Daten von sechs Satelliten, darunter den ESA-Satelliten ERS 1 und 2 sowie Envisat und den kanadischen Satelliten Radarsat 1 und 2. Indem die Forscher bisherige Auswertemethoden durch eine spezielle Interferometrie – eine Überlagerung mehrerer Aufnahmen – ergänzten, konnten sie die Präzision der Messungen erhöhen.
„Frühere Kartierungen nutzten sogenannte Speckle- und Feature-Techniken, die für schnellfließende Gebiete von zwei bis fünf Metern pro Jahr optimiert sind“, erklären Mouginot und sein Team. „Das aber limitiert unsere Fähigkeit, den Eisfluss im langsamen Inneren der Antarktis zu ermitteln.“ Bei der Phasen-Interferometrie werden Daten kombiniert, die die Satelliten bei mehreren Überflügen in verschiedenen Winkeln aufgezeichnet haben. Das ermöglicht es, auch langsame Veränderungen zu detektieren.