Nach dem schlimmsten Hochwasser seit 100 Jahren folgt für Nordost-Australien nun der Rekordsturm: Der Kategorie 5-Wirbelsturm „Yasi“ erreicht heute Mittag die Küste von Queensland. Neben Windstärken bis 280 Kilometer pro Stunde bringt der Sturm Starkregen und meterhohe Flutwellen. Ein Großteil der Bewohner von Cairns und Umgebung wurde jedoch rechtzeitig evakuiert.
Erst vor gut einem Monat kämpfte die Provinz Queensland im Nordosten Australiens mit den Wassermassen eines ungewöhnlich starken Monsunregens. Das Jahrhunderthochwasser überschwemmte eine Fläche größer als Frankreich und ließ 22 Städte und Gemeinden in den Fluten versinken. Dutzende Kohlenminen standen unter Wasser und produzieren nicht mehr, ein Großteil der Ernten wurde vernichtet, die Infrastruktur teilweise zerstört.
Zyklon Yasi bringt Sturm und Regen
Und nun trifft es ausgerechnet diese sich nur langsam von der letzten Katastrophe erholende Region schon wieder: Der tropische Wirbelsturm „Yasi“ näherte sich von Nordosten der Küste Queenslands und zieht nun fast genau über die Großstadt Cairns hinweg. Er wurde noch kurz vor Landberührung zu einem Zyklon der Kategorie 5 hochgestuft und ist damit in einer Liga mit Katrina, dem Hurrikan, der 2005 New Orleans zerstörte.
„Yasi ist ein gewaltiger und tödlicher Sturm“, erklärte Anna Bligh, die Premierministerin von Queensland, kurz vor Landfall des Zyklons gegenüber der Presse. „Das ist seit Generationen der größte Wirbelsturm, der Queensland heimsucht. Den letzten Sturm der Kategorie 5 gab es 1918.“ Im Zentrum des Sturms, dort wo die höchsten Windgeschwindigkeiten herrschen, erreicht Yasi vermutlich knapp 300 Kilometer pro Stunde. Zusätzlich bringt er gewaltige Regenmengen mit sich: Bis zu 400 Liter pro Quadratmeter könnten allein in den ersten 48 Stunden seines Landgangs fallen, so die Schätzungen von Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes. Dies entspricht der Regenmenge, die innerhalb eines halben Jahres in ganz Deutschland fällt.
Meterhohe Flut an der Küste
Hinzu kommt, dass Yasi gleichzeitig mit der Flut an der Küste eintrifft. Die australische Küstenwache rechnete schon im Vorfeld mit einer meterhohen Flut und großen Wellen, die die Küstengebiete überfluten werden. Katastrophenschützer erwarten, dass viele Elektrizitäts- und Mobilfunkmasten umgeworfen werden und damit ganze Gebiete für Tage ohne Strom und Telefon bleiben. Die Rettungskräfte bereiten sich auf den Einsatz vor, noch ist allerdings nicht klar, ob und wann sie in die am stärksten von Sturm und Flut betroffenen Regionen vordringen können.
Schnelle Abschwächung über dem Binnenland
Einziger Trost: Einmal über Land, wird sich Yasi auf seinem Weg nach Südwesten schnell abschwächen, denn er bezieht seine Energie aus der hohen Luftfeuchtigkeit über dem warmen Pazifik. Nach Schätzungen der DWD-Meteorologen verringern sich die Windgeschwindigkeiten bis zum Freitag auf nur noch 60 km/h im Mittel und bis 75 km/h in Böen. Damit wird Yasi voraussichtlich zum Tropensturm degradiert. Der Regen lässt aber nur allmählich nach. So werden auch im Binnenland Regenmengen bis 150 Liter auf dem Quadratmeter erwartet.
(Deutscher Wetterdienst (DWD); BBC, dpa, 02.02.2011 – NPO)